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Was bedeutet der Name Elisabeth?
Seit meiner Geburt höre ich auf den Namen Elisabeth, und das wird höchstwahrscheinlich so bleiben, bis man mich einäschert. Elisabeth ist ein feminin angehauchter Vorname, der Weichheit und zugleich Dominanz präsentiert. Er ist ein Name, der eine gewisse Grösse und Ausstrahlung, ein gewisses Prestige und Image verleiht. Grosse Persönlichkeiten, Kaiserinnen, Königinnen, Heilige tragen ihn. Strassen, Schlösser, Schiffe und Flotten, Brücken und Gebäude, Krankenhäuser und Kirchen, sowie Musicals und Filme, Elemente aus Kunst und Kultur sind nach diesem Namen benannt. Elisabeth von Thüringen, deren Namenstag genauso wie meiner am 19. November ist, oder Elisabeth von Aragon, Königin vom Heiligen Römischen Reich, Herzogin von Österreich und Steiermark, oder die Kaiserin Elisabeth von Österreich, Prinzessin von Bayern, Königin von Ungarn, deren Persönlichkeit in den Sissy Filmen total verfälscht wurde, oder die Queen Elizabeth von England, deren farblich abgestimmtes Outfit die Nation betört, oder die grosse Autorin Elisabeth Putz, welche die Worte bereits in die Wiege gelegt bekam, all diese Berühmtheiten tanzen heute noch in den Köpfen der Menschheit Walzer. Am Rande bemerkt, leide ich des öfteren unter Grössenwahn. Der Name Elisabeth kommt aus dem Hebräischen und heisst genaugenommen Elisabet, ohne den stummen Buchstaben h, aber im Laufe der Evolution hat sich das stumme h am Ende des Namens durchgesetzt. Elisabet, die Mutter von Johannes des Täufers, in der biblischen Geschichte eine grosse, ehrenwerte und heilige Persönlichkeit, verleiht dem Namen also seinen Ursprung. Der Name steht für den Schwur, er verkörpert die Reinheit, die Gerechtigkeit, das Schwören auf Gott, den tiefen Glauben an die Schöpfungsgeschichte. Hier erkenne ich mich wahrlich nicht wieder. Der Begriff des Schwörens wird auch mit der Zahl sieben in Verbindung gebracht, und die Zahl Sieben wird wiederum mit der Entstehung der Erde in Verbindung gebracht. Sieben Tage und Nächte brauchte der biblische Gott, um Erde, Wasser, Himmel, Licht, Tiere und Menschen entstehen zu lassen. Beim Faktor Mensch ist er sich bis heute nicht sicher, wo der Fehler liegt, wenn er mit seinem Fernglas auf die Erde schaut und sich das Böse, das Unrecht und die Kriege ansieht. Rein wissenschaftlich gesehen ist das Universum ohnehin aus einem Urknall heraus entstanden und hat nichts mit Gott zu tun. Ich habe auch nicht viel mit Gott zu tun, wenn ich mich dabei ertappe, wie ich inmitten der börsendotierten Weltwirtschaft sehe, wie Reiche immer reicher, und Arme immer ärmer werden. Da stösst der Glaube an meine Grenzen. Bis zum 20. Jahrhundert war der Name Elisabeth ein gängiger Vorname, der mit Würde vergeben wurde. Zu Kaiserszeiten boomte er, bis ungefähr 1980, und dann flachte das Interesse für diesen Namen merklich ab, obwohl in fast jedem christlichen Haushalt nach wie vor eine Bibel liegt. Nur mich hat man ausgerechnet Elisabeth getauft, obwohl in unserem Haus keine Bibel liegt. Manchmal wünschte ich mir, man hätte mich Chantal oder Daisy getauft, das würde meiner unstrukturierten Intelligenz näher kommen, und ich hätte nicht unter den unqualifizierten Spitznamen zu leiden. Lissy, Sissy, Elisa, Lisa, Elli, Betty, Liesl die Almkuh, all dies sind Abkürzungen, Alternativen und Spitznamen von Elisabeth. Meine Freunde nennen mich vertraulich Frau Putz, was mir sehr gut tut, denn damit verkörpere ich die nötige Distanz. Es klingt einfach besser, wenn man sagt: Frau Putz, ich bin anderer Meinung. Es klingt jedoch ungehobelt, wenn man sagt: Liesl, halt die Klappe.
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