Wenn Sie hundert Verlage mit Ihrem Buch beglücken, werden Sie meist die folgende Antwort erhalten: Wir haben Ihr Manuskript gelesen. Leider sind wir die nächste Zeit mit unserem Verlagskonzept ausgelastet.
Das heisst übersetzt: Behelligen Sie uns mit Ihrem langweiligen Buch bitte in den nächsten Jahren bis auf weiteres nicht mehr. Danke.
Wenn Sie nicht gleich einen Verlag finden, versuchen Sie es einmal mit einer Literaturagentur. Achten Sie darauf, dass Sie hier keine Bearbeitungsgebühren, Vorabkosten und sonstige Gebühren bezahlen müssen, denn sonst bezahlen Sie in den meisten Fällen für die Lagerung in einer Schublade. Die Literaturagenturen nehmen in der Regel 15 bis 25 Prozent Vermittlungshonorar und Provisionen nach erfolgreicher Vermittlung und Buchvermarktung. Auch Verleger, die vor dem Buchverkauf Geld von Ihnen verlangen, sollten Sie meiden, denn von denen hören Sie jahrelang danach, dass der Buchmarkt gerade schwierig ist.
Irgendwann ist jedes Erstlingswerk eines Autors fertig, er hat sein Leben, welches für fremde Menschen inhaltslos erscheint, inhaltlich bis ins Detail zu Papier gebracht, er sucht einen Verlag. Jeder Autor, der sein Buch in die frische Luft der Öffentlichkeit hinaustragen möchte, sucht irgendwann einen Verlag. Und spätestens hier freut sich die Post, denn die Manuskripte wandern in den Briefumschlag, zur Post, werden entgeltlich frankiert, trudeln beim Verlag ein, werden überflogen oder gleich wieder mit einem herzergreifenden Standardschreiben an den Absender retourniert. Vielleicht werde ich im nächsten Leben eine Briefmarke, dann komme ich weit herum und sehe wenigstens etwas von der Welt.
Sind es nicht die Autoren, die das Schreckensbild der Verlage verdeutlichen? Als ich in meinem jugendlichen Leichtsinn den hundertsten Verlag mit meiner Lebensgeschichte beglückte, meinte meine Mutter: Kind, geh arbeiten, das Geld wird knapp. Meine innere Stimme sagte allerdings: Kind, der hunderteinste Verlag nimmt dich, er hat Erbarmen, schreib ihn an. Gut, ich ging dann arbeiten, verkaufte ein paar Immobilien an reiche Anwälte und Notare, an tüchtige Ärzte und Steuerberater, welche die Immobilien als Wertanlage in ihr Leben integrierten. Wahrlich, dann konnte ich mir viele Briefmarken leisten. Als ich einen Verleger fand, verzweifelte er an mir. Ich gebe es zu, ich kann jemanden bis an die Grenze seiner Kräfte treiben, ich bin derart lästig und hartnäckig, dass man schon einmal an mir verzweifelt.
Ein Verlag ist keine Caritas, denn er handelt mit neuwertigen Büchern und nicht mit gebrauchten Klamotten, Spenden und Sachgütern. Ein Verlag ist ein wirtschaftliches Unternehmen, welches Geld generieren muss, um all die Bücher am Markt halten zu können. Als Autor muss man ins Verlagskonzept passen. Ich bin ja ein unförmiger Mensch, ich passe nicht einmal in ein schickes Etui-Kleid hinein, so unförmig bin ich, und deshalb habe ich noch nie in ein Verlagskonzept gepasst. Aber neulich habe ich mir Schuhe gekauft, da passe ich jetzt noch hinein.
Wenn Sie als Autor einen Verlag finden möchten, der Sie vermarktet, dann schreiben Sie etwas, das dem Zeitgeist entspricht und die Menschen interessiert. In der Euphorie der Wirtschaftskrise können Sie sich bereits ans Werk machen und über die wirtschaftlichen Erfolge der Seele schreiben, denn wenn das Herz des Geldbeutels gebeutelt aufschreit, benötigt die Seele Nahrung für die Seele. Sie sollten dem Geist der Zeit mindestens zwei Jahre voraus sein, denn das Buch muss geschrieben werden und braucht Zeit, um auf den Markt zu kommen. Am besten ist es, Sie lassen es gestern verlegen, so gut verlegen, dass es vorgestern keiner mehr findet.
Es ist zwar nicht mehr brandneu, aber durchaus ein interessantes Verlagskonzept. Sie als Verlag bieten bei einem grossen Auktionshaus wie beispielsweise Ebay und Co ein vollkommen leeres Buch an, welches Autoren und schreibinteressierte Menschen ersteigern können, um es zu beschreiben.
Danach bringen Sie das Buch heraus, am besten als Book on Demand, um die Produktionskosten so gering wie möglich zu halten und kein Risiko einer grossen Auflage einzugehen. Auch können Sie einzelne Buchseiten zur Versteigerung anbieten, welche vollgeschrieben werden können. Es gibt zahlreiche Menschen, die in so einem Buch einen Text verewigen möchten.
Die Gier nach den Medien, nach Bekanntheit und Publikationen macht es möglich. Autoren möchten ihren eigenen Namen oft und noch öfter in der Öffentlichkeit lesen, und dafür ist manchen Autoren jedes Mittel recht. Auch kann so eine Buchseite für den Ersteigerer eine tolle Geschenkidee sein.
Den richtigen Verlag zu finden, ist für jeden Autor schwer, eine richtige Herausforderung. Die grossen Publikumsverlage sehen sich das Manuskript selten an oder geben es einem Praktikanten, der es einmal kurz durchblättert und es gelangweilt zur Seite legt. Verdienen kann hier nur die Post am Porto. Kleinverlage haben aber meist die finanziellen Mittel für das grosse Marketing nicht, um ein Buch gross herauszubringen.
Wenn der Verleger selbst nachts das Manuskript als Einschlaflektüre nutzt, kann man nach der Veröffentlichung des Buches als Autor den Vertreter spielen und sein Buch an den Haustüren verkaufen. Verlage sind nun einmal wirtschaftliche Unternehmen, die nicht alle Autoren wie eine Art Telefonseelsorge betreuen können, das sollte man bedenken, wenn man ein Buch schreibt. Aber die guten Bücher finden immer einen Weg in die Öffentlichkeit.
Jeder schreibt ein Buch. Wenn jeder ein Buch veröffentlichen würde, wüssten wir nicht mehr, ob der Buchmarkt noch ernst zu nehmen ist. Was schreibt der kleine Autor zuerst? Er berichtet über sein Leben. Das habe ich in meinen ersten Memoiren bereits hinter mir, ich konnte einfach nicht anders. Heute tummeln sich dank der Druckverlage Tausende Leben am Markt, von denen eines langweiliger ist, als das andere.
Glauben Sie mir, meines ist auch darunter und stinklangweilig. Autobiografien über das eigene Leben interessieren die Verwandten und Freunde, aber nicht den fremden Leser, den man auf dem Weg zum Bestseller aber dringend braucht. Ich habe meine Memoiren durch das Internet an potentielle Flirtwillige an den Mann gebracht, denn ich verkaufte mein Buch gleich mit mir selbst in verschiedenen Kontaktanzeigen.
Als ich meinen Lebenspartner ausgerechnet nicht im Internet fand, aber doch noch kennenlernte, schrieb ich endlich ein anderes Buch, welches ich sorgfältig in der Schublade verstaue. Liebe Autoren, schreiben Sie Bücher, die die Welt braucht, interessante Lektüre, spannende und ausgefallene Ideen, dann greift die Welt dankbar zu.
Wenn Sie als Autor einen grossen Publikumsverlag gefunden haben, der Ihren Bestseller bestmöglichst unters Volk bringt, dürfen Sie Urlaub machen und gegebenenfalls einen neuen Bestseller schreiben. Wer einen grossen Publikumsverlag sucht, muss mit Absagen rechnen, denn die Post will auch von etwas leben, damit sie sich finanziell lohnt. Heute geschehen die Absagen per E-Mail, wenn eine Adresse vorhanden ist, denn die Post wird auch immer teurer. Lieber Autor, verzweifeln Sie nicht, wenn Sie so eine nichtssagende Absage erhalten. Probieren Sie es bei einem kleineren Verlag noch einmal, denn hier sind die Chancen grösser, dass Ihr Werk auch gelesen wird.
Ich sprach einst einer Literaturagentin die ersten drei Zeilen meines Schubladenwerkes auf den Anrufbeantworter. Sie hat meinen Anruf gelöscht und ging zur Tagesordnung über. Nun, ich gebe zu, auch bei mir lagern Werke in der untersten Schublade, weil ich genau für diese Schublade eine Vorliebe habe und gerne für sie schreibe. Auch Schubladen müssen gefüllt werden, sonst kann man sie gleich entsorgen und den Platz besser nutzen.
Jeder Autor, der schreibt, möchte eines Tages seinen Bestseller auf den Markt bringen, den er in Form seiner Memoiren längst geschrieben und in der untersten Schublade liegen hat. Und glauben Sie mir, es schreibt wirklich jeder, der Papier und Bleistift in die Hand gedrückt bekommt. All diese Schriftsteller sehen täglich in ihren Schubladen nach, ob der Bestseller noch drin herumliegt, denn dort ist er gut plaziert für die Erstplazierung auf den Bestsellerlisten der Literaturwelt.
Ich rate den kleinen und kleinsten Autoren, zu einem Kleinverlag zu gehen, denn klein und klein versteht sich gut miteinander. Bitte, jetzt denken Sie nicht abwertend, so wie Sie es immer tun, wenn das kleine Wort geschrieben wird, denn Kleinverlage bieten oft grössere Chancen für die winzigen Autoren, als es ein Grossverlag jemals tun könnte.
Jetzt glaubt natürlich jeder Autor, er sei bereits ein ganz grosser, und die Welt hat bloss noch auf ihn gewartet. Das dachte ich mir einst auch, ging zur Post und schickte mein Manuskript, handgeschrieben, zu Bertelsmann, Heine, Lübbe und Diogenes Verlag. Es kam postwendend wieder zurück. Da ich den Vorgang mehrmals wiederholte, bis ich endlich begriff, dass dies nicht die richtigen Verlage für mich sein können, verdiente die Post gut an uns, den Verlagen und mir.
Bei einem Kleinverlag passiert Ihnen das nicht, denn dort liest der Verleger noch persönlich alle ankommenden Manuskripte, wenn in einer starken Woche zwei bis drei Manuskripte eintrudeln. Das macht der sich zum Hobby und liest die Schinken als Bettlektüre vor dem Schlafengehen. Kleinverlage setzen sich mit ihren Autoren noch auseinander, denn die haben die Schriftsteller im Blickwinkel, die fünf bis sechs Stück, die sie unter Vertrag nehmen können.
Der kleine Tränentropfen an der Sache ist, dass sich der Kleinverlag keine grossen Events und Marketingmassnahmen leisten kann, und daher der Autor selbst mithelfen muss, damit sein Schinken nicht im literarischen Wurstregal liegen bleibt, sondern auf der nächsten Schinkenmesse, äh, Buchmesse zum Bestseller mutiert.
Seit ich übrigens im Internet meinen Schinken vermarkte, kommen auch einzelne Kleinverlage auf mich zu. Wenn ich wieder einmal nicht ganz bei Sinnen sein sollte und an Geldüberschuss leide, starte ich wieder eine Buchaktion bei einem Kleinverlag. Auch Sie können heutzutage mit einer Onlinepräsenz auf Ihre Schriftstellerkünste im Internet aufmerksam machen. Vielleicht klopft eines Tages Herr Bertelsmann an die Türe und fragt, ob Sie zufällig ein Buch für ihn zur Vermarktung übrig hätten. Nun, ich habe die Tasse Kaffee für den Bertelsmann Verlag schon bereitgestellt.