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Wie wird man eine gute Mutter?

MutterEine gute Mutter liebt ihr Kind, f”rdert es, umarmt und knuddelt es, und sie kann im richtigen Moment loslassen, wenn das Kind heranreift, erwachsen wird und seine eigenen Wege geht. Die gute Mutter ist Familie, Freundin, Lehrerin, Erzieherin, Seelsorgerin, einfach alles frs Kind, was es eben braucht. Und sie ist eine Frau, darf weiblich sein, ihr eigenes Leben nicht vernachl„ssigen, und sie darf sich Pausen und freie Zeiten leisten, damit sie nicht zur Glucke mutiert.

Die Mutter ist fr fast alle Menschen das Wichtigste auf der Welt, und wenn sie stirbt, trauern wir intensiv und lange, selbst wenn sie bereits ein antik hohes Alter erreicht hat. Nur wenige Menschen zerstreiten sich derart mit ihrer Mutter, dass sie nach ihrem Tod keine Trauer empfinden.

Die Mutter tr„gt ihr Kind neun Monate im Bauch, es lebt quasi in ihr, gelangt durch den Geburtskanal auf die Welt und geniesst das Dasein inmitten von liebevollen Streicheleinheiten und inniger Frsorge. Nur wenige Mtter k”nnen ihre Kinder nicht lieben, oder sie sind aus irgendwelchen Grnden nicht in der Lage dazu, sich um ihre Kinder zu sorgen.

Die Mutter entwickelt eine derart innige Bindung zu ihrem Kind, dass dies bereits magische Zge annimmt. Es gibt Kinder, die behaupten, sie wrden ihre Mutter spren, und es existieren Mtter, die sagen, sie wrden wissen, wenn es ihrem Kind schlecht geht. Im Grunde bin ich froh, dass dieses innige Band zu meiner Mutter kleine Risse hat, sonst k”nnten wir beide wahrscheinlich nachts nicht mehr ruhig schlafen, weil wir st„ndig aneinander denken mssten.

Dieses innige Band, die sogenannte symbolische Nabelschnur, welche bei der Geburt nur physikalisch, jedoch nicht psychisch durchtrennt worden ist, verhindert oft, dass Kinder selbst„ndig werden und das Leben erfahren drfen. Bei mir und meiner Mutter hatte man diese Nabelschnur auch vergessen zu durchtrennen, und so klebten wir jahrelang wie siamesische Zwillinge aneinander, reizten uns bis aufs Blut und hinderten uns gegenseitig am Leben. Meine Mutter meinte, ihr wrde das Herz bluten, wenn ich eine meiner Reisen unternahm, um die Welt kennenzulernen.

Die Mutter kann, so liebevoll und wichtig sie auch ist, zum Problem werden. In einem guten Mutter-Tochter oder Mutter-Sohn Verh„ltnis ist sie Erziehungsberechtigte und Freundin zugleich, steht helfend zur Seite und l„sst ihre Kinder wachsen. In einer ungesunden Beziehung zwischen Mutter und Kind entwickelt die Mutter ein krankhaft berfrsorgliches Verh„ltnis, sodass das Kind nicht mehr atmen kann und Schwierigkeiten hat, erwachsen zu werden. Selten, aber doch, gibt es noch jene Mtter, die ihre Kinder qu„len, was wirklich tiefe Spuren hinterl„sst, wenn die Seele des Kindes leidet.

Meine Mutter lebte die šberfrsorge aus. Sie konnte mich nicht loslassen, war tot unglcklich, wenn ich nicht in ihrer N„he war, wollte sogar mit mir zur Schule gehen, hatte Schwierigkeiten, mich mit Freunden alleine zu lassen und behielt mich zu Hause, wo sie nur konnte. Als Kleinkind flchtete ich zu meiner Oma, als Schulkind flchtete ich zu meiner besten Freundin und suchte dort eine Ersatzfamilie, als Teenager zog ich aus und lebte in einem Schlerappartment, als Studentin suchte ich mir einen Studienort, der weit weg von meinem Elternhaus war, als Erwachsene wechselte ich das Land, aber am Telefon knurrten wir uns t„glich ein bis zweimal an, sodass ich dachte, ich werde meine Mutter nur noch an meinem Haarewaschtag anrufen.

Es half alles nichts, ich ging wieder zurck nach ™sterreich und stellte mich diesem Problem. Heute hat sich die Situation gebessert, weil ich nicht mehr zulasse, dass mich meine Mutter aus lauter Frsorge am Leben hindert. Ich erz„hle ihr nicht mehr alles, habe mich psychisch distanziert, liebe sie aber dennoch, weil ich nicht anders kann. Ich erz„hle ihr nur Dinge, die ich bereits hinter mir habe, keine Vorhaben mehr, denn als ich ihr einst erz„hlte, dass ich in den Urlaub fliege, schickte sie mir die Interpol hinterher. Ich denke, man muss sich selbstbewusst jeder noch so verfahrenen Situation stellen, sonst rennt einem das Problem pausenlos nach. Davonlaufen ist keine gute L”sung.

Es ist die symbolische Nabelschnur, welche Mutter und Kind gemeinsam durchtrennen mssen. Selbst wenn ein Kind falsche Entscheidungen trifft, Fehler macht und im Leben mehrmals scheitert, sind es die Erfahrungen, die das Kind selber machen muss, damit es reifen kann. Die Mutter darf zwar helfen, im Idealfall, wenn sie von ihrem Kind um Hilfe gebeten wird, sie darf ihrem Kind jedoch das Leben nicht vorenthalten, es vorm Leben quasi schtzen, sonst zchtet sie sich einen Sohn oder eine Tochter heran, welche im Erwachsenenalter kindliche Zge entwickelt, keinen Partner findet, das Haus nicht verl„sst und eine krankhafte Mutter-Kind Beziehung fhrt.

Ich liebe meine Mutter, auch wenn ich mir anh”ren muss, dass ich mich warm anziehen soll, keine High Heels tragen darf, im ”sterreichischen Dialekt reden muss, keine fremden M„nner anschauen darf, und ihre selbst gestrickten Socken tragen soll. Die Socken sind das kleinste Problem, darber ziehe ich mir im Winter Stiefel mit hohen Abs„tzen an. Das Leben meiner Mutter k”nnte ich nie fhren, da sie glaubt, es gibt nur ein Paar Schuhe, die Hosen muss man auftragen, bis sie platzen, und das Leben besteht aus Arbeiten und Beten alleine. Ich fhle mich zutiefst schuldig, wenn ich mir materielle Dinge kaufe, die mich glcklich anlachen, w„hrend sich meine Mutter nichts g”nnt, aber ich habe mittlerweile meinen oberfl„chlichen Frieden mit ihrem Lebensstil geschlossen.

Mutter und Tochter

Mutter und Tochter sind im Idealfall Freundinnen, wenn die Tochter erwachsen ist. Sie gehen gemeinsam Schuhe kaufen, denn der Schuhkauf ist ein Event, bei dem man sich wie beim Psychiater alles erz„hlt, was im Leben so passiert. Natrlich ist bei einer positiven Mutter-Tochter Beziehung die Nabelschnur durchtrennt worden, das Kind ist erwachsen geworden und hat bereits im Kindesalter seine eigenen Erfahrungen gemacht.

Wenn Mutter und Tochter zu Feindinnen werden, ist bereits in der Kindheit etwas schiefgelaufen, oder die Mutter hat ihrer Tochter den Mann ausgespannt, notfalls auch umgekehrt, wenn es sich um eine zweite Ehe, eine Patchwork-Familie oder andere Familienverh„ltnisse handelt. Meine Mutter steht heute noch zu den Dingen, die sie in meiner Kindheit vollbracht hat. Sie meint heute noch, dass sie viel mehr unternehmen h„tte mssen, um alles zu tun, damit ich das Elternhaus nicht verlasse. Es bringt in den seltensten F„llen etwas, wenn man versucht, seine Mutter umzuprogrammieren, man wird fast immer scheitern. Eine m”gliche Probleml”sung liegt darin, selbstbewusst zum eigenen Leben zu stehen und die eigene Mutter so zu belassen, wie sie von ihrer Pers”nlichkeit her geschaffen ist. Ich sage heute noch laufend zu mir selber, dass ich erwachsen bin, mir ein eigenes Leben geschaffen habe, keine Angst mehr vor den Reaktionen und Aktionen meiner Mutter zu haben brauche, weil ich mich wehren kann.

Mutter und Sohn

Wenn das Verh„ltnis zwischen Mutter und Sohn in Ordnung ist, kann sich der Sohn entfalten, seine eigenen Interessen ausleben, den Beruf ergreifen, den er liebt, und vor allem die Frau heiraten, die sein Herz erw„rmt. So eine Mutter wird auch eine positive Schwiegermutter sein, aber leider gibt es viele b”se Schwiegermutter-Witze, sodass man davon ausgehen kann, dass Mtter und S”hne nicht immer ein so gutes Verh„ltnis zueinander haben, dass die Frau des Sohnes akzeptiert wird.

Wenn sich die Mutter in die Ehe ihres Sohnes einmischt, berschreitet dies Grenzen. Wenn sie laufend sagt, ihr Sohn sollte m”glichst nicht heiraten, berschreitet dies sogar Sondergrenzen, denn hier wird dem Sohn sogar die Ehe verwehrt, da er unbewusst fast immer den Worten seiner Mutter folgt. Die Frau seines Herzens wird lange ausharren, aber eines Tages ist sie weg, denn niemand h„lt es ewig in der Warteschleife aus.

Es gibt auch jene Mtter, die niemanden an der Seite ihres Sohnes dulden. Bitte, da ist die beste Frau nicht gut genug. Ich tr„umte davon, einem reichen ™lscheich zu begegnen, attraktiv, bartlos, gut gewachsen, der mich in seiner Limousine abholt, mich heiratet und mir den Himmel zu Fssen legt. Ich entdeckte in meinem Traum, dass ich einen Hochstapler haben wollte, weil der Scheich aus dem Traum lenkte die Limousine selber. Und so ergeht es Frauen, die M„nner lieben, deren Mtter nicht loslassen k”nnen. Sie werden niemals ihren Traummann bekommen, da dieser Mann sein Leben nicht selber lenkt.

Bitte, es gibt auch die Mutters”hnchen, die mit ihren Mttern einkaufen, Kaffee trinken, Auto waschen, zum Friseur, zur besten Freundin, zum Kartenspielen, zum Arzt und zum Psychiater gehen, bis sie selber einen Psychotherapeuten brauchen. Sie wohnen bei Mama, lassen sich von ihr t„glich bekochen, die W„sche waschen und bgeln, das Zimmer putzen und die Bettw„sche neu berziehen. Da findet nicht einmal eine hartgesottene, unempfindliche Frau Platz, weil die Mutter sogar im Schlafzimmer pr„sent ist, wenn sie ihrem Sohn Gute Nacht wnscht. Manche Mtter ziehen ihren erwachsenen S”hnen sogar jede Nacht Schlafsocken an, obwohl es gengen wrde, dass sie diese Socken lediglich selber stricken.

Žltere Mtter sind entspannter

Wenn eine Frau im etwas reiferen Alter schwanger wird, oder sich erst mit Mitte 30 und „lter fr ein Kind entscheidet, ist sie oftmals entspannter. Sie hat mehr Lebenserfahrung gesammelt, kann mit Emotionen besser umgehen, ist nicht mehr so „ngstlich und geht mit ihrem Baby viel entspannter um. Laut Studien sind auch die Kinder der „lteren Mtter entspannter, und in Einzelf„llen auch klger, weil die Mutter aus ihrem Lernschatz und aus der Lebenserfahrung sch”pft und dieses Wissen an ihre Kinder weitergibt. Die reiferen Mtter altern auch nicht so schnell. Dies kann daran liegen, dass sie mehr Zeit haben, stress„rmer in die Schwangerschaft hineingehen und das Leben noch einmal in vollen Zgen mit Kind geniessen.

Was ist eine narzisstische Mutter?

Die narzisstische Mutter ist wie eine TrauerweideEs gibt Narzissen, in deren n„herer Umgebung keine weitere Pflanze gedeiht. Es gibt auch narzisstische Mtter, in deren N„he kein Kind gedeiht. Die Anzeichen dafr, dass eine Mutter narzisstische Zge hat, sind jedoch nicht eindeutig erkennbar, weil es so viele sind und nur einige davon ausreichen, um dem Narzissmus zugeordnet zu werden. Beispiele fr narzisstische Zge sind: Egoismus, bertriebener Sch”nheitsdrang, st„ndig im Mittelpunkt stehen zu mssen, Missgunst, sarkastische Žusserungen, ein Kind den anderen Kindern vorziehen und ein sogenanntes Goldkind daraus zu machen, den Kindern nichts g”nnen, die eigenen Kinder ”ffentlich dehmtigen und klein halten, Krankheiten vort„uschen, mit dem eigenen Tod drohen, Perfektion von sich selbst und seinen Kindern verlangen, lgen um besser dazustehen.

Narzissmus ist eine Art Charaktereigenschaft, eine Pers”nlichkeitsst”rung. Die weibliche Narzisstin neigt dazu, depressiv bis aggressiv zu sein, sich selber wertmindernd darzustellen, damit sie von anderen hochgehoben und aufgepeppelt wird, und sie kann sich auch durchaus zurckziehen, damit die anderen sich um sie scharren und sie ermutigen.

Als ich ein Kind war, schrieb ich gleich in der 1. Klasse den schulbesten Aufsatz und war m„chtig stolz auf meine Leistung. Meine Mutter ging in die Schule und meinte zu meiner Lehrerin, sie sollte mir lieber nicht so gute Noten geben, die anderen Schler h„tten diese Noten verdient. Ich sass daneben und schnrte meine Schuhsenkel zu, aber als ich h”rte, was meine Mutter zu meiner Lehrerin sagte, schnrte es mir auch gleichzeitig den Hals zu. Und als ich in der letzten Stufe der Grundschule auch noch lauter 1en mit nach Hause brachte, meinte meine Mutter, ich sollte meine Noten nicht jedem herzeigen, aus mir kann nichts werden, sie ist gestraft mit mir. Als eine meiner Freundinnen ihr Zeugnis mit richtig schlechten Noten herzeigte, meinte meine Mutter, aus dem Kind wird einmal etwas Grossartiges, weil aus gesunden Kindern immer etwas Tolles wird. Komisch, ich empfand mich nicht als krank. Ausser meinen aussergew”hnlichen, fast wxotischen Augen war alles in Ordnung mit mir.

Kinder narzisstischer Mtter haben wirklich kein leichtes Leben, denn sie werden lebenslang daran scheitern, ihre Mutter umzuprogrammieren, Liebe zu erbetteln oder geachtet zu werden. Man kann sich beruflich, kreativ, partnerschaftlich, sozial, in allen Bereichen des Lebens noch so anstrengen, einer narzisstischen Mutter wird man es nie rechtmachen, da Narzissmus nicht heilbar ist. Und so haben diese Kinder nur eine Chance, im Leben glcklich zu werden, von der eigenen Mutter Abstand zu halten, im Notfall den Kontakt einzuschr„nken oder ganz abzubrechen, und im Bewusstsein zu leben, dass das eigene Leben trotzdem gelingt, erfolgreich ist und man es selber geschafft hat, das Leben zu geniessen.

Als ich mir von meinem Taschengeld eine weisse Hose samt weissem Top kaufte, meinte meine Mutter, das drfte ich nicht tragen, das darf nur ein Arztkind, oder wenigstens ein gesundes Kind tragen. Und schwups war die Kleidung im Ofen, verheizt, aber dafr hatten wir abends warmes Badewasser. Ich wusste, die Hose ist doch wertvoller als gedacht. Ich nabelte mich nach dieser Aktion ab, hortete meine Kleidung wie meinen exotischen Augapfel, stylte mich um, verliess mit 16 Jahren mein Elternhaus, wohnte in einem eigenen Zimmer in der Stadt, machte mein Abitur und ging nach Deutschland. Bitte, mein Vater untersttzte mich dabei. Trotzdem schleppte ich die Žusserungen meiner Mutter immer mit mir herum, und ich besch„ftigte mich zunehmend mehr mit dem Leben, dem Feiern, dem aussergew”hnlichen Schein, als dass ich das reale Sein, mein Studium und meine Weiterbildung wahrnahm. Mir war es, als ob ich etwas nachholen musste, vielleicht meine Jugend. Im Grunde war ich pausenlos auf der Suche nach Liebe, seit ich denken kann.

Als ich an grnem Star erkrankte, weil meine exotischen Augen hierfr ein hohes Risiko beherbergten, meinte meine Mutter, jetzt geht endlich alles seine geordneten Wege, da sie glaubte, ich wrde nach Hause kommen und mit ihr zusammen das Haus hten. Ich entschied mich, mutterseelen alleine in die Schweiz zu fahren, liess mich operieren und lebte noch fnf Jahre im sehenden Zustand weiter, bis ich nach einer verunglckten Augenoperation erblindete. Jetzt war der richtige Moment gekommen. Meine Mutter glaubte, ich k”nnte als Blinde nicht leben und msste endlich nach Hause kommen. Sie war fest davon berzeugt, dass mich mein Lebenspartner sofort verlassen wrde. Ich entschied mich, alles N”tige zu erlernen, um als Blinde relativ gut zu leben, er”ffnete eine neue Firma, arbeitete ab diesem Moment als Autorin und akzeptierte meine exotischen Augen. Meine Mutter sagte, es w„re besser, ich w„re tot als blind.

Wir haben einen innigen Telefonkontakt. Wenn sie ins Telefon hineinschreit und sagt, ich msste endlich zur Vernunft kommen und zu ihr nach Hause gehen, schreie ich ins Telefon hinein, sie sollte doch endlich einmal neue Schuhe kaufen, sonst geht sie eines Tages barfuss. Die gesamte Nachbarschaft kommt in den Genuss, die tiefsinnigen Gespr„che zwischen mir und meiner Mutter mitzulauschen, aber daran haben sich mittlerweile alle gew”hnt. Ich liebe meine Mutter, ich habe nur eine einzige Mutter, und ich werde sie immer lieben. Ich weiss aber auch, dass mein Herz einen dicken Mantel braucht, damit es nicht erfriert, wenn ich in ihrer N„he bin. Wahrlich, eine Narzisse bringt jegliches Leben rund um sich herum zum Stillstand, da muss man das Weite suchen.

Ich habe unz„hlige solcher extravaganten Geschichten mit meiner Mutter erlebt. Sie holte mich einst mit Hilfe der Polizei aus dem Urlaub zurck, weil sie es nicht duldete, dass ich einen Partner an meiner Seite hatte. Sie sperrte mich einmal ein, zog mich aus einer Telefonzelle heraus, stopfte mich ins Auto, weil sie nicht wollte, dass ich fernab ihrer Kontrolle mein Studium begann. Sie entkabelte unser Telefon im Haus, wenn ich mit Freundinnen telefonierte. Sie bat andere Leute, mich im Auge zu behalten, auf mich aufzupassen, weil sie meinte, ich wrde mein Leben nicht alleine meistern. Sie liess mich beschatten, vergraulte meine Freunde, versteckte meinen Reisepass, und sie schreckte nach meiner Vollj„hrigkeit nicht zurck, mich wie ihr Eigentum zu behandeln. Bitte, so manch ein Mensch entkommt seiner eigenen Haut nicht, er bleibt fr immer drin stecken, weil niemand aus seiner Haut kriechen kann. Vielleicht hatte meine Mutter selber schlimme Dinge erlebt, oder vielleicht wollte sie ganz andere Kinder haben? Fakt ist, jeder Mensch ist fr sich selbst verantwortlich, und so sollte jeder Mensch auf sich achten, sich distanzieren, wenn Narzissten in seiner N„he sind, denn nur so kann man dann auch sein Umfeld, seine Mitmenschen und sein eigenes Leben lieben.

Ich habe ein Mutterproblem

Eine Rose hat auch DornenIm Grunde bin ich, wenn ich mich nchtern betrachte, ein Problemfall, ein reiner Katastrophenfall. In erster Linie leide ich unter Žrzten, die mich behandeln wollen, meine Abwehr spren und mir deshalb nichts Gutes tun drfen, weil ich st„ndig alles Gute ablehne. Schlichtweg, ich habe Angst vorm Arzt.

Neben meinem Arzt-Problem habe ich ein ausgewachsenes Mutterproblem, welches weit ber die bliche Nabelschnur hinausreicht. T”chter und Mtter sind im Idealfall wie beste Freundinnen, oder sie sind verfeindete siamesische Zwillinge, die nicht miteinander, aber auch nicht ohne einander leben k”nnen. Und so telefonierte ich t„glich ein bis zweimal mit meiner Mutter, lautstark, auch fr die Nachbarn h”rbar, bis mein guter Ruf darunter litt und ich meine telefonischen Streitgespr„che auf meinen Haarewaschtag reduzierte. Der Weg zur eigenen Mutter ist wie ein Canossagang, aber letztendlich befreit er uns von der symbolischen Nabelschnur, wenn man ihn tapfer beschreitet.

Als ich mich das letzte Mal wegen meines Mutterproblems psychologisch beraten liess, fragte ich den Psychotherapeuten: Wie l”se ich am besten mein Mutterproblem? Der Therapeut meinte dann erschrocken: Das weiss ich doch nicht. Ich fragte, ob sich Mtter „ndern, weil ich auf dieses elit„re Ereignis bereits warte, seit ich ordentlich sprechen und laufen kann. Er meinte: Nein, erfahrungsgem„ss „ndern sich alte Menschen nicht so schnell. Die Therapie fand Anklang bei mir. Eine ganze Stunde brauchte ich, um mein Mutterproblem zu l”sen. Jetzt telefoniere ich mit ihr an meinem Hausputztag, putze das Haus selten und schliesse alle Fenster, damit mein Ruf nicht wieder in Gefahr ger„t, wenn ich mit Mama lautstark diskutiere.

Manche Mtter sind egoistische Narzissten, und manche sind einfach nur Mtter, so wie meine. Sie bringt mich zur Verzweiflung, wenn sie sagt, ich solle mir eine warme Unterhose anziehen, weil man in den Stringtangas erfriert. Sie selbst tr„gt Schuhe mit L”chern, von denen sie sich aus nostalgischen Grnden nicht trennen kann, obwohl bereits der Schuhwurm drin wohnt. Wir sind wie Tag und Nacht, wie Sonne und Mond, und ich tue prinzipiell alles, was sie nicht mag, denn dann weiss ich, dass ich das Richtige tue.

Meine Mutter ist eine echte Antiquit„t. Wenn sie ein M”belstck w„re, k”nnte sie glatt als teures Vintage Stck durchgehen, denn sie liebt L”cher, durchl”cherte Kleidung, Schuhe mit abgetragenem Loch am grossen Zeh, L”cher in der Couch. Stundenlang versuchte ich ihr bereits in unseren ewigen Auseinandersetzungen am Telefon beizubringen, dass man heutzutage in gut sortierter, neuer und vor allem schicker Kleidung aus dem Haus geht. Alle Telefonate versinken jedoch fruchtlos wie faules Fallobst im Boden, denn sie ist der Meinung, ich bin schick genug fr uns beide. Seit die Vintage M”bel im Trend liegen, erz„hle ich ihr nie wieder etwas von Modernit„t, denn sie ist zum Trendsetter geworden.

Wie und woran erkennt man eine narzisstische Mutter, und wie schtzt man sich dagegen? Der ausgepr„gte sichtbare Narzissmus ist sofort erkennbar, durch Eifersucht, Neid, Entwertung der Kinder. Der versteckte Narzissmus ist oft unsichtbar und wird als Frsorge, als positiv eingestuft, obwohl hier die Kinder noch mehr leiden. šberfrsorge, totale Kontrolle, Kr„nkungen des Egos und der Seele, all das brauchen T”chter und S”hne nicht. Ein m”glicher, zeitlich begrenzter Kontaktabbruch ist zwar oft hilfreich, aber nicht die Dauerl”sung, denn das Kind leidet sogar unter der Kontaktlosigkeit und ist hin und her gerissen, zwischen Unterdrckung und ersehnter Mutterliebe, auch wenn diese Liebe niemals kommt.

 


Elisabeth Putz

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