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Was braucht man am Oktoberfest?
Das Oktoberfest findet seit dem Jahr 1810 in Deutschland, in der bayrischen Landeshauptstadt München auf der Theresienwiese statt. Dort werden die Zelte, die Fahrgeschäfte und das rege Treiben bereits eine Woche vor Festbeginn auf Hochtouren gebracht. Übrigens sind die U-Bahn und die Taxis zur Zeit rund ums Oktoberfest so dicht besiedelt, dass man sich wünscht, per vollautomatischer Flugdrohne ins Festzelt gebracht zu werden. Immerhin besuchen rund 6 Millionen Menschen jährlich dieses traditionelle Fest, da kann schon Platzmangel aufkommen. Mit mehr als 1 Milliarde Umsatz verdienen sogar die Taxifahrer gut an diesem Fest, aber einen Betrunkenen im Taxi zu haben, welcher mit Übelkeit zu kämpfen hat und Gerüche hinterlässt, macht jeden noch so geduldigen Taxifahrer nervös. Ich feierte das Oktoberfest im Zeichen der Liebe. Als ich einst die traditionelle Wiesn besuchte, lernte ich in meiner bescheidenen Bierlaune jemanden kennen, der mir mit zunehmendem Bierkonsum immer besser gefiel. Beim ersten Bier tauschten wir Gedanken aus, beim nächsten Bier unsere Telefonnummern, beim nächsten unsere Vorlieben in der Liebe, und beim letzten Bier zog mich mein bester Freund mahnend aus dem Zelt, brachte mich heim und predigte mir etwas von Vernunft. Das Oktoberfest ist ursprünglich aus dem Gedanken der Liebe heraus entstanden. Damals haben sich zwei Liebende derart intensiv vermählt, dass sie gleich mehrere Tage hintereinander Hochzeit feierten. Kronprinz Ludwig der Erste von Bayern wollte seiner zukünftigen Frau Therese von Sachsen-Hildburghausen imponieren und feierte bis in den Herbst hinein eine pompöse Hochzeit, welche sich zum grössten Volksfest der Welt entwickelte. Das Wiesn-Bier am OktoberfestSpeziell für das Oktoberfest wird ein Bier gebraut, welches im Grunde ein Starkbier ist, mit mindestens 13,5% Stammwürze und mindestens 5% bis 6% Alkohol. Bei diesem gewürzten Alkoholgehalt muss man förmlich sinnlich liebende Gedanken bekommen. Es ist übrigens ein münchner Bier, wird aus dem Maßkrug getrunken, welcher ein Volumen von 1 Liter umfasst, und die Kellnerinnen müssen jede Menge an Muskelkraft aufbringen, um es zu den Biertischen zu tragen. So ein Bierkrug ist ein tolles Souvenir und wirkt zusammen mit einem Lebkuchenherz wie eine gut bäuerliche Einheit. Der Preis für eine Maß Bier wird von Jahr zu Jahr teurer, sodass er mittlerweile in astronomische Höhen empor gestiegen ist. Wenn man eine zu scharfe Brotzeit mit Meerrettich zu sich nimmt, kann es passieren, dass das Wiesnbier gute Dienste leistet und die Schärfe im Magen lindert. Ich wusste nach so einer Brotzeit nicht mehr, wo das Klo war, weil ich voller Bier umherirrte. Als ich mich dann in eine Endlosschlange vor einem Klohäuschen einreihte, wurde mir ganz schwindlig. Bis heute weiss ich nicht, wie ich das überlebt habe. Das deftige Essen am OktoberfestVom Krustenbraten mit Serviettenknödel und Krautsalat, bis zum halben Hendl, zum halbierten Huhn, über die Brotzeit mit Schwarzbrot, Hüttenkäse, Meerrettich, frischen Kräutern und Gewürzen ist alles dabei, was den Magen nach Art der Hausmannskost füllt. Fleisch ist quasi Pflicht, auch wenn heute das Fleisch vom modernen Veganer verdrängt wird und förmlich um seine Berechtigung betteln muss. Ich rate Ihnen, viel und gut zu essen, damit Sie das Starkbier ertragen und nicht im Vollrausch lauter Beine im Dirndlkleid und in Lederhose sehen, weil Sie versehentlich unter den Tisch gefallen sind. Der edle, sich vom Fussvolk abhebende Gast setzt sich in ein kleineres Festzelt, ins Weinzelt oder ins Fischzelt, verspeist eine Ente, welche in elitärer Freilandhaltung aufgezogen wurde, oder nimmt gesunden Fisch zu sich. Sekt und Wein werden neben dem Wiesnbier zwar auch ausgeschenkt, aber sie zittern eher um ihr Dasein, weil sie vom Bierkrug in den Schatten gestellt werden. Der Veganer greift am besten doch zum Meerrettich und trinkt anschliessend einen Biersmoothie. Attraktionen am OktoberfestNeben dem Wiesnbier, der Hausmannskost, den Fahrgeschäften und den Festzelten gibt es eine Reihe weiterer Attraktionen, die man wenigstens einmal live gesehen haben sollte. Den Auftakt des Oktoberfestes machen die Wiesnwirte samt Schausteller, Musikkapellen und Gefolge mit ihrem feierlichen Einzug in die Theresienwiese, der Fassanstich mit den Worten O zapft is, welcher vom Oberbürgermeister durchgeführt wird, und die 12 Böllerschüsse, welche signalisieren, dass auch die anderen Wirte jetzt Bier ausschenken dürfen. Eine besondere Attraktion, welche nur am Oktoberfest anzutreffen ist, ist der Flohzirkus. Attraktiv, jedoch nur mit gutem Magen zu geniessen sind die Fahrgeschäfte. Ich möchte nicht mit vollem Magen durchgeschleudert werden, wenn ich in der Achterbahn sitze, aber das Riesenrad gefällt selbst mir. Zuckerwatte, Lebkuchen, Schaumgebäck und Bierbrezen sollte man möglichst nach getätigten Fahrgeschäften verzehren, denn sich im freien Fall zu übergeben, kann eine schmierige Angelegenheit werden. Die fast 2000 Toiletten sind eine Attraktion der nüchternen Art, denn man muss vorher wissen, dass man müssen muss, da man lange in der Warteschlange steht, bis man müssen darf. Aus diesem Grund nutzen immer wieder vereinzelte Gäste die Abgründe der grünen Wiese, um ihre Geschäfte zu erledigen. Telefonieren am Klo ist untersagt. Einmal stellte man Störsender auf, heute findet man nur Verbotsschilder, aber verlockend ist das Klo mit all seiner gediegenen Stille schon, um mit dem Smartphone zu hantieren. Eine noch nüchternere Attraktion sind die Warteschlangen vor den Festzelten, besonders abends, wenn sich das herkömmliche Fussvolk verabschiedet und man nur mit einer Tischreservierung ins Zelt gelangt. Als ich ohne Reservierung in ein Zelt gebeten wurde, hatte ich keinen Sitzplatz und setzte mich zu einer ausgelassenen Gruppe einer Werbeagentur dazu. An stehende Gäste wird in den Bierzelten kein Bier ausgeschenkt, und so ist man darauf angewiesen, dass ein sitzender Gast das Bier bestellt und man sich dazugesellen darf. Was zieht man am Oktoberfest an?An den Prominenten könnte man sich orientieren, wenn man die neueste Wiesnmode tragen möchte. Das traditionelle Dirndl ist peppiger geworden. Ein kurzes Dirndl in pink, rot, gelb, orange, rosa oder gold sieht an einer Frau richtig sexy aus, wenn die Brüste stimmen und üppig gut verpackt sind. Ich kaufte mir sogar Trachtenschmuck, Ohrringe in Form einer Brezel, eine geflochtene Halskette in Form eines Herzes, und als Attraktion fürs Dekollete einen Enzian. Die Lederhose samt Haferlschuhen und kariertem Hemd in Bauerntischtuch-Optik ist quasi Pflicht für den männlichen Wiesnbesucher. Schwarze, weisse, braune, blaue, grüne, rote und sogar orange Lederhosen habe ich bereits gesehen, denn auch hier hat die Mode der modernen Zeit ihre Wunder bewirkt. Es gibt sogar pinke Lederhosen für Frauen, wenn das Dirndl zu feminin ist. Trotzdem sieht man vor allem tagsüber zahlreiche Gäste, die sich nur in Jeans und T-Shirt kleiden, denn die traditionelle Trachtenmode ist nicht jedermanns Geschmack. Seit es billige Trachtenmode in den Fast-Fashion Läden gibt, gehen die Traditionsbetriebe reihenweise pleite, aber die Trachtenträger vermehren sich wie Pilze. Wie sicher ist das OktoberfestDas Oktoberfest verfügt über genügend Polizei, Frauen werden geschützt, die Ambulanz ist vor Ort, die Zelte und Fahrgeschäfte werden ausreichend intensiv überprüft, und richtig unsicher ist nur der Zucker aus der Zuckerwatte und der Vollrausch aus dem Starkbier, denn beides ist ungesund. Trotzdem gab es einmal einen Zwischenfall auf der Achterbahn mit einigen Verletzten, aber ansonsten ist das Fest sicher genug. Seit überall Rauchverbot herrscht, darf man nicht jährlich davon ausgehen, dass die Wiesn eine Ausnahme bildet, und das finde ich gut, denn Rauchen ist ebenfalls ungesund. Wenn man seine Klamotten, dritten Zähne, Geldbörse und Accessoires verliert, kann man sie am Fundamt wiederbekommen, wobei nicht alles immer sicher auffindbar ist. Ich fand einmal fremde Schuhe unter einem Tisch und wunderte mich, wie der Festbesucher wohl barfuss laufen konnte.
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