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Der perfekte Look fürs Home-Office
Ich trage im Home-Office Wollkleider und Jogginganzüge im Winter, und ich trage Baumwollkleider, die wie Säcke aussehen im Sommer. Luftig, locker, leicht, wohlig warm oder kühlend, je nach Jahreszeit muss es auf meinem Körper sein. Früher trug ich Hosenanzüge, Kostüme, Blazer und Rock, Hose und Bluse, war top gestylt und stand frisch herausgebrezelt vor der Türe, wenn der Postbote kam. Heute ziehe ich mir eine Strickjacke an, werfe mich in ein Strickkleid und sehe aus, wie eine Hausfrau, die gerade aus dem Bett steigt. Der Postbote sollte lieber nicht mehr an der Türe klingeln, die Heiligen drei Könige lachen mich einmal im Jahr aus, und der Honigvertreter bot mir neulich echten Bienenhonig an, weil er meinte, das wäre das beste für eine so liebe Hausfrau wie mich. Ich habe mir des öfteren bereits überlegt, meinen Home-Office Look zu ändern, aber wenn man es pragmatisch betrachtet, so sitzt man im Jogginganzug viel bequemer auf seinem Sessel, weil der Hosenanzug immer kneift. Wer in seinem Home-Office ein Meeting per Skype hat, der sollte sein Büro, seinen Bürohintergrund, vor welchem er sitzt und die Kamera bedient, wie ein Business-Office stylen. Es sieht irgendwie merkwürdig aus, wenn sich im Hintergrund Vasen, Bilder, Kinderschuhe, alte Klamotten, schmutziges Geschirr, Kissen und Polster stapeln, denn eine gute Webcam sieht und dokumentiert alles. Ein steriler Büroraum wirkt Wunder, zieht auch die virtuellen Kunden an, und er wirkt strukturiert, sachlich, kompetent, aufgeräumt und einladend. Das sieht der potentielle Kunde sofort, wenn er auf seinen Bildschirm blickt. Deshalb mache ich meine Webcam so selten an. Man kann sich zwar im Home-Office leger bis locker, schmuddelig bis halbnackt kleiden, aber man sollte gestylt und gut herausgeputzt vor dem Tablet, dem Notebook, dem Computer sitzen, wenn potentielle Kunden, Geschäftspartner, Leute von aussen im Anmarsch sind. Manche Leute sitzen im Anzug, Hemd und Krawatte in ihrem Home-Office, weil sie sich darin einfach kompetenter fühlen. Der Jogginganzug wirkt nicht kompetent genug, da kann man noch so viel Schrott im Hirn haben, der Schrott wird nicht optimal verkauft, wenn man sich nicht dementsprechend Business-like kleidet. Der grösste Schrott lässt sich jedoch vom Home-Office aus vermarkten, wenn ihn jemand im Kostüm, im Hosenanzug, im Business-Outfit präsentiert. Wenn bei mir angekündigte Leute nahen, werfe sogar ich mich in Schale, denn das Outfit macht einen Menschen erst zu dem, was er gerade verkörpern will. Schlimm war es in der Corona-Krise, als fast alle Leute im Home-Office sassen, auch wenn sie nicht dafür geeignet waren. Da arbeiteten viele Leute am eigenen Haus, stylten die Wohnung um, renovierten, kleideten sich im Blaumann und setzten sich zwischendurch in ihrer Heimwerker-Montur an den Schreibtisch. So kann man im Grunde nicht arbeiten, aber es funktionierte trotzdem. Die Corona Pandemie geht irgendwann, bestimmt eines schönen Tages vollständig vorüber, aber der Home Office Look bleibt. Wir stylen uns im Grunde täglich fürs Berufsleben, fürs Büro, für unseren Job, aber die Businessmode hat sich seit dem Corona Virus stark verändert. Seit wir im Home Office sitzen, wenigstens wahlweise ein bis zweimal pro Woche, tun wir uns den Styling-Marathon nicht mehr an. Die Jogginghose, das bequeme Shirt, der alte Wollpullover, die verspielte kurze Short-Hose, quasi das Spielhöschen, das sind die Kleidungsstücke unserer Wahl, wenn wir von zu Hause aus arbeiten. Dieser Style ist nicht ideal, fördert die Karriere kaum bis gar nicht, lässt uns gerne umhertümpeln, und so schwächelt plötzlich die Arbeitsleistung. Wer sich für seine Arbeit nicht auch klamottentechnisch fit macht, hat mental gesehen weniger Chancen im Job, weniger Erfolg, und weniger Kundenaufträge. Wenn wir vor dem Notebook oder Tablet sitzen, könnten wir uns wenigstens für die jeweilige Web-Sitzung, für den Video- Call in Schale werfen und den Hosenanzug oder das Kostüm anziehen. Übrigens hat sich ein Casual-Businesstrend entwickelt, der aus bequemen Anzügen und gemütlichen Kostümen besteht, mit viel Elastananteil und weichen Stoffen. So kann man das eigene Zuhause und das Home-Office verbinden, ohne schrecklich gestylt zu wirken. Pyjama und Nachthemd im Home-OfficeWarum sind Pyjama, Nachthemd und Negligee fehl am Platz im Home Office? Man sieht darin aus, als ob man gerade aus dem Bett gekrochen wäre, unausgeschlafen, unfit, nicht gerade vital, und mit einer Schlafmütze möchte man nicht gerne geschäftlich kommunizieren. In Nachtwäsche könnte man auch zu müffeln beginnen, auch wenn man sich geduscht hat. Sie ist oft vonm Schlaf zerknittert, fühlt sich dünn und transparent an, man schläft drin, schwitzt, transpiriert und stinkt drin vor sich hin. Nachts im Schlaf verlieren wir Schweiss, welcher sich nach einiger Zeit als Essiggeruch äussert, als Schwefelgeruch, je nachdem, wie die Bakterienzusammensetzung des jeweiligen Menschen sich äussert. Wer den Pyjama aus seinen nächtlichen Träumen mit ins Home-Office nimmt, wirkt nicht gerade kompetent. Natürlich ist die Nachtwäsche praktisch. Man schlüpft morgens aus dem Bett, macht sich schnell einen Kaffee, setzt sich an den Schreibtisch, macht vielleicht noch die Webcam an, um seine Bürokollegen zu begrüssen, liest nebenher die Morgenzeitung, die Morgenpost, den Brief vom Anwalt, von der Bank, und wenn es kalt wird, wirft man sich rasch einen Morgenmantel über. Nachmittags sitzt man wahrscheinlich immer noch im selben Look am Schreibtisch. Ich hatte einige Zeit mit diesem Phänomen zu kämpfen, bis ich mich am eigenen Riemen nahm und mich morgens anstatt abends duschte. In meinen intimsten Pyjama-Phasen setzte ich mich bis spät nachmittags an den Schreibtisch und betete, es möge niemand an die Türe klopfen. Abends zu duschen ist nicht schlimm, wenn man sich den ganzen Tag über im Home-Office befindet, denn das hängt vom jeweiligen Duschtyp ab. Frisch geduscht sollte man aber immer riechen, wenn man aus dem Haus geht, denn da ist es wichtig, für seine Umwelt gut zu duften. Sehr intim wird die Angelegenheit, wenn man im Negligee ins Home-Office spaziert, sozusagen halbnackt. Man vermittelt damit einen etwas verwegenen, direkt erotischen Touch, eine sexy angehauchte Note. Wenn die Nachbarn diesen Look erst einmal als Tatsache mitbekommen, und in ihren Hirnen verarbeitet haben, wird man gebeten, die Post der Nachbarn in Empfang zu nehmen, und es klopft permanent jemand aus der Nachbarschaft an die Türe, weil alle glauben, man sitzt ohnehin auf Abruf bereit und hat nichts zu tun. Wer im Negligee behauptet, er muss arbeiten, dem kann man schwer glauben, das ist ein menschliches Naturell, welches seit uralten Zeiten in uns schlummert. Arbeitskleidung und Berufsbekleidung im Job, Pyjama und Nachthemd im Bett. Mit Unterhose und Krawatte im Home-OfficeNicht nur in Pandemie-Zeiten, auch ausserhalb von Lock-Downs befinden sich zunehmend mehr Menschen im Home-Office. Die Firmen finden dieses Modell praktisch. Man spart Geld, Büroflächen, Arbeitsutensilien und Bürobedarf. Sogar der gesundheitsorientierte Arbeitsplatz, welcher von einem Betriebsarzt kontrolliert werden muss, fällt weg. Die Arbeitnehmer hingegen bezahlen den privaten Strom, das Internet, die Heizkosten, die eigene Wohnung, und sie müssen sich irgendwo in ihren vier Wänden einen geeigneten Arbeitsplatz einrichten, notfalls auch im Schlafzimmer. Hoffentlich ist das Klo gross genug. Viele Leute sitzen im Home-Office vor dem Computer, schalten die Webcam ein, machen sich oben herum in Krawatte, Hemd und Sakko richtig schick zurecht, und unten herum sitzen sie mit ihren Boxershorts, nackten Füssen, Socken und Jesus-Sandalen, denn unter dem Tisch sieht man das Outfit nicht. Frauen tragen ihre Herzchen-Slips, baumeln mit ihren seit Tagen unrasierten Beinen umher, welche von niedlichen Ringelsöckchen umschmeichelt werden, und oben herum tragen sie ein schickes Top, eine Bluse, einen seriösen Blazer, ein edles Halstuch, eine Perlenkette, denn man zeigt, was man hat. Das Home-Office lässt kleidertechnisch die schlimmsten Befürchtungen wahr werden, denn die Körperhygiene lässt oft zu wünschen übrig. Bitte, kein Kollege, keine noch so schicke Sekräterin riecht uns im Home-Office, da duscht man oft erst am Abend. Nur der Postbote muss sich alles ansehen, was wir privat tragen, er kann nicht anders.
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