Religionen beeinflussen uns bewusst und unbewusst, denn es sind schon viele Kriege aus religiösem Fanatismus heraus entstanden. Die Kirche kann etwas Wunderbares, Heilbringendes sein, sie kann jedoch auch Andersdenkende diskriminieren. Es kommt ganz auf die Kirchengemeinde an, ob man sich darin wohlfühlt oder ausgeschlossen wird. Wir leben meiner Meinung nach erst glücklich zusammen, wenn wir unabhängig von Religionen jeden Menschen so akzeptieren, wie er eben ist.
Religion ist wichtig, denn wir streben danach, zu einer religiösen Gemeinschaft zu gehören. Wir sehnen uns nach religiöser Energie, nach der Geborgenheit in der Gemeinschaft, nach Führung in religiösen Dingen, nach einem Gott, an den wir glauben können.
Religion bedeutet Zugehörigkeit im spirituellen Sinn, aber die eine Religion muss nicht zwangsläufig die andere Religion ausgrenzen. Wir befinden uns Gott sei Dank nicht mehr in den finsteren Zeiten der Inquisition, der Hexenverfolgungen, der Heiligen Kriege, der Bekämpfung sämtlicher Religionen, von denen man glaubte, sie wären schlechter als das Christentum.
Das Judentum, die Christen, Katholiken und Protestanten, der Hinduismus, der Taoismus, der Buddhismus, der Islam, die Moslime, die afrikanischen Naturreligionen, alle Glaubensrichtungen können zusammenleben, wenn man sich gegenseitig akzeptiert. Im 30 jährigen Krieg lernten wir, dass Töten nicht das Allerheilsmittel darstellt, und nach 30 Jahren war dieser Krieg vorbei, bei dem niemand mehr wusste, wozu er nötig war. Protestanten und Katholiken lebten danach friedlich beisammen, und nur noch ganz wenige Menschen unterscheiden diese beiden Christengruppen heute noch voneinander. Es sind zwar zwei Kirchen mit unterschiedlichen Systemen, aber wir haben einen gemeinsamen Gott.
Der Glaube ist spirituell und umfasst die Religion, jedoch unabhängig vom jeweiligen Religionsbekenntnis, denn der tiefe Glaube an Gott, der nicht unbedingt an eine bestimmte Religion gebunden ist, macht uns stark. Wer glaubt, der kann stolz auf sein Leben sein, denn er verzweifelt nicht, er steht immer wieder auf und weiss, er ist nicht alleine. Wer an ein Leben, an ein Dasein nach dem Tod glaubt, darf sich glücklich schätzen, denn er fürchtet den Tod und das Altern nicht, da er weiss, es geht weiter.
Immer wieder greift die Religion in die Politik ein, was zwar einige Vorteile mit sich bringt, aber leider auch Nachteile hat, welche uns die Geschichte zeigt. Religiöse Kriege sind entstanden, die Kirche feierte ihre Macht, die Menschen lebten ihren Fanatismus aus und grenzten staatlich gesehen andere Religionen und Glaubensgemeinschaften aus, und religiöse Bewegungen wie beispielsweise die Evangelisten sorgen dafür, dass Kapitalismus, Planetenausbeutung und die Einschränkung weiblicher Bedüfnisse am Vormarsch sind, was uns Brasilien und die USA zeigen. Das Recht auf Abtreibung wurde in manchen Teilen der Welt verboten, Verhütung wird in einigen Ländern verboten, die Regenwälder werden abgeholzt, weil religiöse Politiker sagen, es sei gut für die Menschen und deren Gewinne, und in den USA spaltet sich die Gesellschaft, weil religiöse Führer über Politik predigen und damit den Staat beeinflussen. Auf der einen Seite bekennen sich viele Menschen zu ihrem Glauben und machen die Welt ein Stück besser. Andererseits werden Randgruppen ausgeschlossen, Andersdenkende gemieden und kreative, fortschreitende Köpfe benachteiligt, denn die meisten fundamentalen Glaubensgemeinschaften scheuen Technik und soziale Fortschritte, lehnen Wissenschaft aller Art ab und bauen auf uralte Tradition, welche immer noch Frauen benachteiligt und Bildung in den Hintergrund stellt. Wer nur die Bibel alleine, Lesen, Schreiben und Rechnen beherrscht, lebt engstirnig und verschliesst die Augen vor der Vielfalt der Welt. Religion und Politik sind schwierig unter einen Hut zu bringen, weil in einem Staat mehrere Religionen vereint miteinander leben, und für den allgemeinen Frieden müssen neutrale Gesetze geschaffen werden, die niemanden diskriminieren, ausschliessen oder benachteiligen. Nur die 10 Gebote Gottes, die kann man politisch und religiös unabhängig voneinander einhalten, die schaden niemandem.
Fakt ist, die Kirchensteuer hilft der Kirche, sonst niemandem. Nur indirekt hilft sie den Kirchgängern, wenn sie in einer voll ausgestatteten Kirche ihren Gottesdienst feiern. Die Kirchensteuer wird nämlich für alles verwendet, was mit der direkten Verwaltung der Kirchen zusammenhängt, nicht aber für arme und ärmste Menschen in Drittweltstaaten, denn hierfür gibt es die hoffentlich hoch ausfallenden Spenden. In Deutschland muss man sich um seine jährliche Kirchensteuer nicht selber kümmern, sie wird automatisch als Steuersatz vom Gehalt abgezogen, und sie fällt um ein Vielfaches höher aus als in Österreich. Wer keine Kirchensteuer bezahlen will, muss notgedrungen aus der Kirche austreten, was unter Umständen Nachteile mit sich bringen könnte, wenn man in die Dorfgemeinschaft stark eingebunden ist und die Sonntagsmesse heilig erscheint. Man könnte nach Afrika auswandern, sich einer schicken Naturreligion anschliessen und unter einem brennenden Dornenbusch auf bessere Zeiten warten. Man könnte jedoch auch hierbleiben, sich über die Kirchensteuer ärgern, diese weiterhin brav zahlen und hoffen, man kommt irgendwann in den Himmel, weil man ein braver Bürger ist. Es hängt vom Glauben ab, wie man sich entscheidet, denn wer tief mit seiner Kirche verbunden ist, für den stellt die Kirchensteuer keine Hürde dar.
Wer aus der Kirche austritt, kann zwar weiterhin an Gott und seine eigene Religion glauben, aber er wird wahrscheinlich kein religiös geprägtes Begräbnis erhalten. Genau dies lässt viele Leute verzweifeln, denn sie wünschen sich eine schöne Leich, quasi ein bombastisches Begräbnis samt Blasmusik, Feuerwehrsverein und Trauergästen. Nicht jeder will anonym im Waldfriedhof begraben werden, in einer Urne verschwinden oder als Diamant am Finger seines Partners landen, oder als Ameise wiedergeboren werden und den Fusstritten der Restwelt ausgeliefert zu sein, und so ist die Kirche mit all ihren Eigenheiten doch eine gute Institution, die uns lehrt, christliche Werte zu leben, falls man katholisch, evangelisch oder nahe dieser Religionen sein Leben auskostet. Die Kirche ist eine rein private, ganz individuelle Angelegenheit, die jeder Mensch für sich, mit seinem Gewissen vereinbaren sollte, aber man muss sich nicht in die Enge drängen lassen, denn dafür ist das Leben zu kostbar.