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Sehen ohne Augen - nur mit dem Gehirn

Die perfekten GlasaugenIm Grunde sieht man mit dem Gehirn, da die Augen wie eine Kamera zur Aussenwelt agieren. Das Gesehene wird jedoch im Gehirn verarbeitet. Ein Blinder kann seine optische Kamera zur Aussenwelt zwar nicht mehr bet„tigen, er kann jedoch seine verbliebenen Sinnesorgane wie Haut, Ohren, Nase, Geschmackssinn, Tastsinn, Geruchssinn, dazu verwenden, um Bilder im Gehirn zu kreieren und sich das Gesehene vorzustellen. Mit Visualisierung und Imagination, mit verschiedensten Techniken wie beispielsweise der Schnalztechnik, lassen sich optische Bilder in akustische oder in imagin„re Bilder umwandeln. Mittels des Brainports kann man die Bildgebung sogar schmecken, da dieses Verfahren es zul„sst, dass das Bild symbolisch gesehen auf der Zunge prickelt.

Das bionische Auge

Die Entwicklung des sogenannten bionischen Auges hat bis jetzt mehrere Forschungsstufen durchwandert. Zuerst entwickelte man einen Netzhaut-Chip, der die Netzhaut so stimulieren sollte, dass die Probanden Umrisse und gr”ssere Gegenst„nde erkennen konnten und sich somit besser in fremder Umgebung orientieren konnten.

Das derzeit laufende Forschungsverfahren geht in die Richtung eines vollst„ndigen Auges. Mit Hilfe des 3D-Drucks kann man Sinnesorgane, innere Organe, Gliedmaáen und ganze K”rperteile ausdrucken. Sie erleichtern das Leben enorm und beheben eventuelle Handicaps. Das vollst„ndige bionische Auge reagiert mittels elektromagnetischer Energie, elektronischer Energie und vermittelt dem Gehirn Lichteinflsse, sodass ein Sehen wieder m”glich wird. Spezielle, gut leitende Materialien werden fr den 3D-Druck verwendet. Bisher konnte die Technik der bionischen Augen nur an Menschen ausprobiert werden, die vorher gesehen hatten und im Laufe des Lebens erblindeten. Fr Geburtsblinde entwickelt man fortlaufend andere Methoden, da sie die Welt anders wahrnehmen als Sehende. Wenn das bionische Auge erst einmal vollst„ndig ausgereift ist und als Ersatz fr ein Glasauge eingesetzt werden kann, ist es m”glich, dass Blinde und Sehbehinderte wieder ein normales Leben fhren k”nnen, ohne mit einem Handicap konfrontiert zu werden.

Alternative Ans„tze fr Sehhilfen

Sehen ohne Augen - Gehirn-stimulierende Materialien

Alle meine Ideen haben ein Ziel: Die Žsthetik steht im Vordergrund, denn wir wollen ja fr ein bisschen Sehkraft nicht gleich den K”rper optisch sichtbar so verunstalten, dass eine zweite Behinderung dabei heraus kommt. Alle Ideen beruhen darauf, dass man das Gehirn stimuliert, denn wir sehen ja mit unserem Gehirn. Wir mssen einen Kanal zur Aussenwelt schaffen, einen Augenersatz, eine sogenannte Kamera, die als aufgehende Sonne das Licht der Welt erblickt. Und so k”nnten folgende Materialien als Augenersatz dienen:

Sehen mit dem Gehirn

Man sieht ja mit dem Gehirn. Das Auge dient als Kanal, als Fotokamera, als leitungsf„higer Draht zwischen Aussenwelt und Gehirn. Wenn beispielsweise bei einer Augentfernung der Sehnerv abgeklemmt wird, k”nnen Phantombilder entstehen, weil das Gehirn glaubt, es sieht weiterhin.

So k”nnte man sein Unterbewusstsein nutzen, um das Gehirn zum Sehen zu bringen, wenn man vollst„ndig erblindet. Mein Gehirn hatte sich an die schwindende Sehkraft fortw„hrend gew”hnt, als ich damals an grnem Star erkrankte, und so konnte ich mit 5% Sehkraft noch Bilder bearbeiten und am PC pixelgenau arbeiten.

Bewusst kann man sich sein Unterbewusstsein programmieren, alte Verhaltensmuster aussortieren, neue Lebensqualit„t einpr„gen und positiv denken. Auf Dauer werden jedoch diese Affirmationen und positiven S„tze, die man t„glich mehrere hundert Mal vor sich hinspricht, langweilig, direkt anstrengend. Ein Blinder tut jedoch alles fr seine wiederkehrende Sehkraft, wenn er einmal im Leben gesehen hat.

Kann man in seinem Unterbewusstsein das Gehirn so steuern, dass man damit ohne funktionierende Augen die Umwelt wieder sieht? Das Unterbewusstsein wird auch nur vom Gehirn gesteuert, da wir unbewusst doch alles irgendwie bewusst steuern. So k”nnten sich Unterbewusstsein und Gehirn gegenseitig beeinflussen.

Durch Visualisierung, Suggestion und reine Imagination entstehen ganze Welten im Kopf, die unser Denken und Handeln beeinflussen. Durch das Ressonanzgesetz zieht man dann all die Dinge und Gegebenheiten in sein Leben, die man ausstrahlt. Aber das Gehirn kann nur das wiedergeben, was es einmal gelernt hat, und so werden reale Bilder nur soweit visualisiert werden, wie sie mit gesunden Augen wahrgenommen werden. Neue reale Eindrcke entstehen nicht, wenn der Sehsinn fehlt.

Erfahrungen mit dem Sehen mittels Gehirn

Da ich blind geworden bin, habe ich aus Spass gesagt, dass ich mir ein Auge im Unterbewusstsein zchte. Ab diesem Moment haben sich einige Dinge in meinem Leben ge„ndert. Seit ich sage, meine Augen sind vollkommen gesund, und ich sehe alles wunderbar, sind alle Menschen attraktiv und wundersch”n geworden.

Ich habe mir berlegt, wenn man sich in seinem Unterbewusstsein alles vorstellen kann, was sich im Leben dann auch verwirklicht,  dann kann ich mir auch ein gesundes Auge im Unterbewusstsein zchten, vielleicht auch zwei. Und so startete ich mein Augen Experiment. Wir werden sehen, wie sich die Sache entwickelt. Bei meinen letzten Augenoperationen war ich visuell gesehen schon  direkt an der Grenze zum Limit, aber ich lebe ja ohnehin immer ein wenig nahe an der Grenze zum Gr”ssenwahnsinn.

Auf jeden Fall dachte ich mir, ich k”nnte doch zu Hause bleiben, man br„uchte doch nur mein Auge in den Operationssaal schicken. Ab diesem Zeitpunkt kam mir die Wahnsinnsidee in den Kopf, ein Auge zu transplantieren. Was etwa die kleine Ratte dazu sagt, wenn eines Tages die ersten Experimente in dieser Richtung an ihr vollzogen werden? Wir sagen der Ratte lieber noch kein W”rtchen, sonst sucht sie das Weite. šbrigens wollte neulich der Maulwurf die Barbie heiraten, aber die Hochzeit kam nicht zu Stande, denn der Maulwurf fand mit Blindenstock und Blindenschleife nicht zum Traualtar.

Meine Mutter sagte, sie wrde mir ein Auge spenden. Lieber nicht, sonst sehe ich wom”glich die Welt mit ihren Augen, nein Danke, dann w„re bei mir zu Hause jeden Tag Regen und schlechtes Wetter. Das Auge ist ein wahrlich komplizierter Apparat, kein Wunder, dass hier die Natur bei vielen Menschen Fehler in der Produktion macht. Schon wegen der Kompliziertheit msste man die Natur berlisten oder nachbauen k”nnen. Hoffentlich dauert es nur noch ein paar Jahrzehnte. Neulich tr„umte ich, dass mein Projekt fr die Augenforschung Frchte trug, das erste Auge transplantiert wurde, aber ich bekam im Traum leider bereits meinen Nachruf in den Medien.

Naja, glcklicherweise wacht man aus solchen Tr„umen wieder auf und findet sich in der Realit„t wieder. Ich war zu diesem Zeitpunkt wie immer verliebt, denn ich schwanke von einer Verliebtheit in die n„chste, sodass mir Alptr„ume nicht den sssen Schlaf rauben.

Jetzt habe ich mir ber Monate hinweg in meinem Unterbewusstsein berlegt, wie ich wieder sehen k”nnte. Ich habe mir in meinem grenzenlosen Gr”ssenwahn eingebildet, wieder zu sehen. Die Menschen in meiner Umgebung sind unheimlich sch”n und attraktiv geworden. Nun haben sich weitere Tren ge”ffnet. Ich liess mir nach reiflicher und wochenlanger, schmerzhafter  šberlegung mein letztes Auge entfernen.

Blind und h„sslich, mit Schmerzen verziert, das wollte ich nicht sein, wenn ich die Wahl hatte, blind und sch”n zu sein. Eine schicke Brille kann Augen kaschieren, aber nicht ein schmerzverzerrtes Gesicht. Der Maulwurf will ja auch st„ndig die Barbie heiraten und arbeitet eifrig daraufhin. Ich besitze jetzt zwei blaue Glasaugen, und mein Augenprothetiker hatte jede Menge zu tun mit mir. Gut, wenigstens die Augenfarbe konnte ich mir aussuchen, denn mit zwei himmelblauen Augen wirkt der Augenaufschlag besser, wenn man seine Wnsche durchsetzen m”chte.

Jetzt arbeitet mein Unterbewusstsein wieder fleissig auf das optimale Sehverm”gen hin. Gut, ich habe K”rperstellen an mir entdeckt, die so empfindlich sind, dass man sie zum Sehen bringen k”nnte. Sie kennen bestimmt die empfindlichen Stellen am K”rper, die man zum Vibrieren bringen kann, wenn man weiss, wo und wie man sie anfassen muss. Ich vertiefe dieses heikle Thema ohnehin nicht, denn nachts schlafe ich meistens auf meiner Bettseite.

Muss man immer mit den Augen alleine sehen? Man sieht doch mit dem Gehirn, und da k”nnten die Augenforscher ansetzen und sich an die Arbeit machen. Im Unterbewusstsein kann man sich alles vorstellen, imagin„r sehen lernen, aber die realen Augen kann kein Unterbewusstsein der Welt erschaffen, da kann man noch so bewusst oder unbewusst visualisieren. Und so bin ich nur zur H„lfte gescheitert, denn immerhin habe ich mir neue Lebensqualit„t mit dem Visualisieren erschaffen.

Wie sehen blinde Menschen?

Blinde Menschen sehen das Wesentliche, und trotzdem ist es schwer, als Blinder im Alltag schnell voranzukommen. Als ich blind geworden war, dachte ich mir, es gibt wahrlich nichts Schlimmeres, denn ich bin ein visueller, optisch eingestellter Mensch. Wenn man mitten im Leben erblindet, muss man vieles neu erlernen, sich umorientieren, und genau das war fr mich fast unertr„glich.

Blinde sehen mit den Ohren, mit H„nden, mit der Nase, mit ihren Geschmacksnerven und mit dem siebten Sinn, wobei mir letzteres fehlt, denn ich bin wie ein Klotz im Leben. Genau diese Sinne k”nnte man in der Augenforschung nutzen, um fr Blinde und besonders fr Geburtsblinde mehr Lebensqualit„t zu sichern. Eine Augentransplantation, ein Kanal zur Aussenwelt, der mit dem Gehirn verbunden ist, l„sst sich in naher Zukunft nicht so leicht fr alle Blinden realisieren, aber technische Hilfsmittel k”nnten in der Forschung vorangetrieben werden.

Einige Menschen sind ja auch von Geburt an blind. Diese Menschen werden sich winden und wundern, wenn ihnen eines Tages das Augenlicht geschenkt werden sollte. Was fangen sie bloss mit den visuellen Reizen an? Da bekommt der Apfel in der Hand eine ganz andere Dimension. Die mssten wie Kleinkinder lernen, wie die Welt aussieht. Auf die Idee, dass man mit seinem optischen Sehen nichts anfangen k”nnte, brachte mich ein Experiment, welches an einem Geburtsblinden durchgefhrt wurde. Durch eine neue Augenoperation bekam er sein Sehverm”gen, und er konnte mit der optischen Welt zuerst gar nichts anfangen, war vollkommen berfordert damit. Ausserdem galt er ab diesem Zeitpunkt als gesund und musste sich neu in der Arbeitswelt orientieren.

Sehforschung fr Blinde

Fr Geburtsblinde wrde ich pers”nlich andere Aspekte in der Augenforschung bevorzugen. Das Sehen mit dem inneren Auge, mit dem Gehirn alleine. Wir brauchen hier beispielsweise keinen visuellen Kanal zur Aussenwelt zu erschaffen, denn das w„re jetzt bertriebener Eifer. Geburtsblinde sehen mit ihren anderen Sinnesorganen. Hier k”nnte man beispielsweise die Ohren noch mehr sensibilisieren, den Tastsinn verst„rken und die Mobilit„t verbessern. Die Schnalztechnik, mit der Blinde ihre Umwelt haargenau durch ein Zungenschnalzen wahrnehmen, ist beispielsweise eine hervorragende M”glichkeit, als Blinder alleine in unbekannten Gegenden unterwegs zu sein. Ein Blinder in den USA kann damit sogar Radfahren und sich wie ein Sehender orientieren.

Neulich erz„hlte ich einem Freund, dass ich gerne ein Ger„t h„tte, mit welchem Vollblinde alleine einkaufen gehen k”nnten. Dann k”nnte man durch eine Kamera die frischen Bananen ans Gehirn geliefert bekommen. Mein Freund schttelte den Kopf und meinte, ich sollte weitertr„umen. Er kann sich nicht vorstellen, alleine einkaufen zu gehen, da er fest davon berzeugt ist, dann zu lange zu brauchen. Und ich kann es mir doch vorstellen, weil ich gerne nach frischen Bananen greife. Irgendein Augenforscher k”nnte jetzt wahrlich endlich auf diese Idee reagieren und mich anrufen. Ich setze mich inzwischen neben mein Telefon und warte auf den Anruf. Lassen Sie mich bitte nicht verhungern, denn mein Telefon steht im Bro und dort gibt es keine Bananen.

Mehr Mobilit„t fr Blinde

Blinde haben jetzt wahrlich schon eine grosse Auswahl an Hilfsmitteln, und doch sind viele Ger„te nicht oder kaum bezahlbar und mssen noch verbessert werden. Die Farberkennung ist noch nicht sehr ausgereift, so weiss ich nie, welcher rote Schal wirklich zu einem meiner roten Hosenanzge passt. Ein Farberkennungsger„t mit Stilberatung w„re hier ideal. Das menschliche Auge sieht wirklich alles, manchmal auch das, was es besser nicht sehen sollte.

Und so k”nnte man das Auge fr Blinde durch Ger„te ersetzen, die technisch sehen k”nnen und das Visuelle entweder verbal ausspucken oder durch Elektrostimulation ans Gehirn weiterleiten.

Wie w„re es mit einem guten Navigationssystem fr Blinde, damit man zentimetergenau alles findet. Der vibrierende Blindenstock hilft uns, nicht immer gegen alle Gegenst„nde zu knallen, denn er meldet sich, wenn eine Sache im Weg steht.

Die vibrierende Armbanduhr wrde beispielsweise in R„umen merklich voraussagen, wo jetzt der n„chste Tisch und der stehende Sessel sich befinden. Da k”nnte man dann ohne Blindenstock in die Oper gehen. Zu meinem langen feuerroten Kleid passt mein weisser Blindenstock nur dann dazu, wenn ich meine weisse Perlenkette anziehe. Haben Sie etwa auch schon meine Tiefsinnigkeit unter meiner prallen Oberfl„chlichkeit entdeckt? Ja, ich setze mich auch fr verbesserte Hilfsmittel fr Sehbehinderte und Blinde ein, die mehr Lebensqualit„t bringen.

šbrigens, brauchen wir noch unbedingt einen Barcodeleser, denn am Markt befindet sich ein Ger„t fr 2000 Euro. Fr dieses Taschengeld lasse ich mir einen pers”nlichen Assistenten vorbeikommen, der mir s„mtliche Dosensuppen und CD Beschriftungen vorliest. Ein Barcodeleser ist wichtig, aber sogar die Ger„te fr den Handel kosten weniger. In meinem n„chsten Leben werde ich Barcodeleser, ein Scanner fr die Kassen im Supermarkt. Was fr ein idealistischer Beruf, das passt zu mir.

Wenn Blinde die Ohren als Augen nutzen

Was bitte haben die Ohren mit den Augen zu tun? Nun, die Fledermaus weiss beispielsweise immer, wo sie sich befindet und in welche Haare sie fliegen muss. Das steuert sie mit den Ohren, denn die Fledermaus ist blind wie Paul der Maulwurf. In den USA hat sich ein Trainer darauf spezialisiert, mit einer ganz bestimmten Schnalztechnik die Ohren so zu schulen, dass sie f”rmlich zu Augen werden.

Der f„hrt sogar mit seinem Fahrrad durch den Wald. Nun, ich bevorzuge die m”glichst stummen Varianten und m”glichst unsichtbaren Elemente, um mich zu orientieren, denn ich m”chte nicht nach meinem Wasserglas und meiner Kaffeetasse schnalzen mssen. Ich rede viel lieber um den heissen Brei herum. Die Schnalztechnik kann man erlernen und ben. Ich habe mir berlegt, diese Schnalztechnik vielleicht durch elektronische Reize auszutauschen. Die Elektrostimulation fr das Ohr. In diese Richtung k”nnten sich Augenforscher auch orientieren.

Brainport - Sehen mit Zunge und Gehirn

Der Brainport, die neue Brille fr Blinde, das neue Sehen ohne Augen. K”nnen Sie sich vorstellen, mit Ihrer Zunge zu sehen? Ich r„tsle noch, wie ich dann meinen Liebsten ksse, mich beim Essen artikuliere und meine verbal zappelnde Zunge zgle, wenn ich dann doch die Zunge als Augenersatz brauche. Trotzdem arbeiten Forscher an der Brainport Studie.

Ich m”chte mich, wenn es m”glich ist, als Probant diesem Team anschliessen, denn ich bringe wahrlich gute Voraussetzungen mit. Ich kann mir alles einbilden, habe ein gutes Visualisierungsverm”gen, wenn ich beispielsweise meine Orangenschokolade so lange anvisiere, bis sie verschwindet, und ich bin blind. Einen besseren Probanden als mich findet man ja kaum. Wahrscheinlich werde ich aber eher die Forschung verschlafen und so einen Brainport erst nutzen, wenn er schon l„ngst am Markt ist.

Der Brainport ist eine neue Erfindung in der Augenforschung. Er erm”glicht es Blinden mittels ihrer Zunge wieder ein wenig zu sehen. Auf der Zunge lutscht man eine Art Lolli, der Bilder ans Gehirn liefert. Mit einer Brille und einer kleinen Kamera ist dieser Lutschlolli verbunden.

Durch die Zungenstimulation kann der Blinde dann mit ein wenig šbung seine Umwelt wahrnehmen. Im Moment sieht man damit aus wie Puck die Stubenfliege, aber es gibt ja immer noch die Chance, dass diese Ger„te kleiner und unsichtbarer werden. Man sieht ja nicht mit dem Auge alleine, sondern mit dem Gehirn. Die Augen sind ja nur der Lieferant fr die Weltbilder, fr alles, was wir sehen. Wenn die Augen nicht mehr funktionieren, muss eben ein anderes sensibles Sinnesorgan gefunden werden, womit man sehen kann. Im Moment werden die Bilder der Umwelt in schwarz weiss ausgegeben, aber neulich erarbeitete man sich damit auch Farbbilder.

Alternativen zum Brainport

Richtig brauchbare Alternativen zum Brainport existieren noch nicht sonderlich viele. Einige Forscher tfteln an einem Chip, der ins Gehirn eingeschleusst wird, der die Augen ersetzen soll, aber dies ist wieder mit einem Eingriff in den K”rper verbunden.

Ich habe mir berlegt, muss es denn eigentlich unbedingt die Zunge sein, mit der man das Hilfsmitel gegen die Blindheit steuert? Ich denke ja nur daran, dass dies beim Kssen st”rt. Vielleicht findet man ja ein anderes, versteckteres K”rperteil, mit dem man seine Sehzellen im Gehirn anregen kann, vielleicht das Ohr? Und das Kabel vom Lolli zur Brille k”nnte man ja mit einer Art unsichtbarer WLAN L”sung kaschieren. Aber wie reagiert der Geh”rsinn darauf, wenn das Ohr doppelte Leistung erbringen muss?

Was kostet der Brainport?

Derzeit kostet so ein Blindenstockersatz ungef„hr elftausend Euro und ist noch in der Testphase, also nicht am freien Markt erh„ltlich. Bis es soweit ist, schwingen Sie bitte geduldig Ihren Blindenstock und laufen Sie nicht in die n„chste offene Tre hinein, denn das tut dem Hirn nicht gut. Ich als waschechte Blinde habe bereits Erfahrungen mit halb offenen Tren gemacht, und nachher meine verbal zugespitzte Zunge geschwungen, um zu fluchen.

Der Brainport entwickelt sich ja st„ndig weiter. So kostet er, wenn ich diesen Artikel, diesen Bericht fertig geschrieben habe, vielleicht schon weniger. Fakt ist, erst wenn er zu einem erschwinglichen Preis erh„ltlich ist, kann ihn der normale Blinde nutzen, es sei denn, der Brainport wird von den L„ndern, dem Staat, den sozialen Einrichtungen gef”rdert, wenn die Kosten g„nzlich oder teilweise bernommen werden.

Sehen mit der Zunge im Test

Jetzt hat der erste Blinde wieder das Licht der Welt erblickt. Mit der Zungenstimulation, einem Chip und einer Brille kann er Gegenst„nde erkennen. Einmal hatte ich mit einem Augenarzt darber gesprochen. Ich konnte mir damals nicht vorstellen, dass dies die Zukunft des Sehens werden k”nnte. Jetzt werde ich erst einmal Tee trinken und die Sache mit dem Sehen mittels der Zunge aussitzen.

Ich sitze gerne Sachen aus, denn viele Dinge regeln sich dann von ganz alleine. Was denken Sie lieber Besucher? Sind Sie zuf„llig blind und m”chten Ihre Geschmacksnerven als neue Augen verwenden? Dann h„tten Sie auch beim Essen genussvolle Augenblicke zu erwarten. Ich pers”nlich warte in dieser Sache noch ein wenig ab, denn meine berdimensionale Vision, die schon fast an den Gr”ssenwahnsinn grenzt, ist eine Augentransplantation.

Dann lasse ich mich auf eine Liste fr blaue Augen setzen, denn ich wollte schon immer blaue Augen haben. Manche Leute sagen, ich br„uchte bloss gegen einen Schrank zu laufen, und schon w„re die Sache mit meinen blauen Augen gel”st.

Wie wirkt sich der Sehapparat mittels Zunge, Brille und Chip auf das soziale Leben der Menschen aus? Ich bin beispielsweise ein eitler, etwas eingebildeter und arrogant angehauchter Mensch und k”nnte mich nur schwer an diese Brille gew”hnen. Ich trug ja schon frher, als ich noch etwas gesehen hatte, Kontaktlinsen, aus reiner Eitelkeit.

Heute achte ich noch peinlichst genau darauf, dass mein Blindenstock optisch zur Kleidung passt. Aber was will man denn von einem Menschen erwarten, dessen gr”sste Sorge vor seiner letzten Augenoperation war, dass die Haare nicht von einem Pflaster verschluckt werden, und der abgebrochene Fingernagel schnell wieder nachw„chst?

Andererseits habe ich Menschen kennengelernt, die Ihre Augentropfen nicht genommen haben, weil ihre Wimpern buschiger wurden. Das wiederum fand ich so fahrl„ssig, dass es schon weh tat, denn es gibt nichts Besseres, als mit allen m”glichen Therapien sein Sehverm”gen zu retten. Wahrlich, Eitelkeit ist nur so lange sinnvoll, so lange sie an der richtigen Stelle angebracht wird, denn Eitelkeit kann auch weh tun.

Der Brainport und die Langzeit Auswirkungen auf die Zunge

Was sind die Langzeit Auswirkungen auf die Zunge, auf den Geschmackssinn, wenn der Brainport diese sensiblen Nerven zum Sehen nutzt? Ich habe mir nur kurz Gedanken darber gemacht, wenn ein Sinnesorgan Teile eines anderen Sinnesorgans bernimmt, dann muss es mehr leisten, als nur seine Hauptaufgabe. Wenn man pl”tzlich seinen Geschmackssinn verliert, gehen damit Genuss und Lebensfreude verloren. Dann sieht man nicht optimal und leidet an Geschmacksverwirrung. Trotzdem, die Augenforschung ist damit einen Schritt weitergekommen, denn nun k”nnte man dieses Verfahren ja in andere Richtungen ausweiten und weiterforschen.

Und eine positive Idee ist das Sehen mit der Zunge schon. Immerhin, viele Blinde sehen darin ihre Chance, wieder sehen zu k”nnen. Besonders die kleine Gruppe von Blinden mit einer Amaurose k”nnte damit mehr Lebensqualit„t erreichen.

Ist der Brainport eine verrckte Vision?

Ob der Brainport in seiner jetzigen Form eine verrckte Vision ist, liegt im Auge des Betrachters. Wenn ich meinen grenzenlos ausschweifenden Sarkasmus bei Seite lasse, so ist diese Erfindung fr mich ein Schritt in die richtige Richtung. Mit zunehmender, langanhaltender Blindheit habe ich bemerkt, nichts ist besser, als wieder sehen zu k”nnen, da kann keine Eitelkeit der Welt mithalten.

Der Brainport ist im Grunde eine tolle Idee. Da wrde das Sprichwort - Mir h„ngt die Zunge bis zum Hals heraus - eine ganz neue Dimension bekommen. Da wrden manche Menschen ja mit ausgestreckter Zunge herum laufen. Wenn in einer ersten Langzeitforschung keine Gefahr fr die Geschmacksnerven, fr den Geschmackssinn besteht, dann bin ich dabei, dann probiere ich den Brainport offiziell aus.

 


Elisabeth Putz

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