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Wie gut ist die Waldorfschule?

Die Waldorfschule steht nicht im WaldWaldorfschulen sind erfolgreich, weil man ganzheitlich lernt und nach Talent unterrichtet wird. In diesem Schultyp wird Kreativität, Wissen, Bewegung und Talent gefördert, da alles ineinander fliesst und zusammenspielt.

Heute verspottet niemand mehr die Waldorfschüler, denn sie schneiden in vielen Pisa-Studien gleich gut ab wie Schüler aus konventionellen Schulbetrieben. Früher sagte man, die Waldorfschüler sitzen in der siebten Reihe der Fichten, tanzen ihren Namen, hüpfen das 1x1 im Kreis, sind kreative Mathematiker, nur das Ergebnis lässt zu wünschen übrig. Heute hat man erkannt, dass die Anthrophosophie ihren ganz besonderen Wert in der Gesellschaft hat. Kinder lernen besser, wenn sie sich bewegen, und so hat die Bewegung in der Waldorfschule einen hohen Stellenwert eingenommen, denn wer seinen Namen tanzt und das 1x1 hüpft, merkt sich Buchstaben und Zahlen leichter, weil Sport das Gehirn anregt.

Wenn ich so eine Schule besucht hätte, wäre mein Zeugnis bedeutend besser ausgefallen, zumindest im Gymnasium, denn dort liessen meine Noten zu wünschen übrig, weil ich tausend andere Interessen hatte und mein Kopf ständig seitlich im Rosenbusch steckte. Mit konventionellen Noten konnte ich nicht gut umgehen, obwohl ich in der Grundschule eine Einserschülerin war.

Bitte, in der Grundschule störte ich permanent den Unterricht, weil tausend andere Dinge interessanter waren. Ich blickte andauernd auf die Uhr, weil die Schulstunden wie kleine Ewigkeiten stehenblieben, und als wir in der Volksschule die Uhrzeit lernten, konnte ich bereits die Uhrzeit ablesen.

Wenn ich nur noch eine Stunde in meinem Leben zu leben gehabt hätte, ich hätte diese Stunde bei meiner Lehrerin in der Volksschule verbracht, denn bei ihr war der Unterricht wie eine Ewigkeit, länger als jede normale Stunde. So bewertete einmal ein Schüler seinen Lehrer, und alle lachten. So etwas passiert in einer Waldorfschule kaum, weil man dort die Talente der Schüler wahrnimmt und sie dementsprechend einstuft.

Wer hat die Waldorfschule erfunden?

Rudolf Steiner war der Begründer dieser Schulform. Er selber war ein Katastrophenschüler, schaffte es jedoch wirtschaftlich ganz nach oben und suchte nach alternativen Schulmodellen für kreative Köpfe, welche einfach ein wenig anders gefördert werden müssen.

Nicht jeder Lerntyp ist gleichermassen gestrickt. Viele Schüler lernen etwas auswendig, merken es sich bis zur nächsten Prüfung, vergessen den Krempel wieder und machen im Kopf Platz für andere Dinge, die länger im Hirn hängen bleiben. Dieser Zustand ist katastrophal, denn man leitet nichts ins Langzeitgedächtnis weiter, wenn man nur oberflächlich für gute Noten lernt. Man lernt nichts fürs Leben, sitzt seine Lebenszeit ab und vergeudet so wertvolle Zeit. Die meisten öffentlichen Schulen sind jedoch so ausgerichtet, dass man für gute Noten lernt.

Die Waldorfschüler lernen tiefgründig, sie lernen für sich selbst und fürs Leben. Wenn man nach Talent gefördert wird, merkt man sich die Dinge leichter, und sie gehen ins Langzeitgedächtnis über. Es gibt Schülertypen, die lernen visuell, benötigen bewegte Bilder in Videos, und sie bewegen sich gerne zu Hintergrundmusik. Andere Schüler lernen gerne per Audio, lieben Hörbücher, und sie merken sich akustische Dinge besser als visuell dargestellten Lernstoff. Und wer an einer Lese- und Schreibschwäche leidet, der lernt am besten in Kombination mit viel Bewegung. Wenn man Buchstaben, Wörter, ganze Sätze in die Luft schreibt, während man tanzt, merkt sich das Gehirn die Buchstaben leichter. Und wenn man die Augen schliesst, sich die Rechtschreibung der einzelnen Wörter und Sätze imaginär vorstellt, lernt man auch leichter lesen.

Die Vorteile der Waldorfschule

Waldorfschüler haben keinen VogelDie Waldorfschulen befassen sich individuell mit dem einzelnen Schüler, lieben die unbegrenzte Individualität, gehen auf den einzelnen Schüler persönlich ein und fördern auch Lernschwächen wie Schreib- Rechen- und Leseschwächen, damit auch der DAU, der dümmste anzunehmende User das Prinzip des Lesens, Schreibens und Rechnens versteht. Früher wurde man oft in Sonderschulen abgeschoben, was heute Gott sei Dank, oder hoffentlich der Vergangenheit angehört, denn jeder Mensch ist wertvoll, und jeder Mensch sollte so toleriert werden, wie er eben ist.

Gut am Waldorf-Schulmodell ist, dass die Schüler deutsch sprechen, sich nicht mit tiefsten Dialekten abmühen, was international gesehen besser ist. Man lernt bereits in der 1. Klasse eine zweite Fremdsprache, und man wird nach Talent und nicht nach einem strengen Notenmodell gefördert, denn es gibt weder Noten, noch bleibt man sitzen.

Im Gymnasium blieb ich der Schule fern, so gut es ging, und ich trat lieber zu grossen Jahresstoffprüfungen an, als gelangweilt im Unterricht zu sitzen. Als ich in eine tiefe Lebenskrise schlitterte und in der Neurologie aufwachte, wiederholte ich ein Jahr im Gymnasium, aber ich bin dadurch wirklich nicht klüger geworden, nur noch gelangweilter. Der herkömmliche Schultyp war ein Todestal, ein Grab mit Grabstein für mich, da einige Lehrer wie steife Grabsteine den Unterricht herunterbogen. Ich hätte eine Lehrerbewertungs-App dringend nötig gehabt, dann wären mir womöglich einige Lehrer erspart geblieben.

Ich konnte in meiner Schulzeit nicht Hochdeutsch sprechen, ohne dass mich die Leute auslachten. Seit meiner frühesten Kindheit sprach ich jedoch Hochdeutsch, da ich unsere Dauersommergäste, die irgendwann das ganze Jahr über bei uns blieben, als eine Art Ersatzeltern wahrnahm und ihre Sprache annahm. In der Schule bemühte ich mich, tiefsten Kärntner Dialekt zu sprechen, aber ausgelacht wurde ich trotzdem. Es war nämlich eine unglückliche Kombination aus dem Lesachtal, aus Kötschach-Mauthen und dem robusten Osttirol, wobei manche Tsischlaute eher einem waschechten Tiroler-Dialekt ähnelten. Also meine Sprache war es nicht, und nach dem Abitur ging ich wie vollautomatisiert nach Deutschland. Heute spreche ich noch immer Hochdeutsch, obwohl ich wieder in Kärnten lebe und mich plötzlich nach meinem Geburtsort, dem kleinen Lienz sehne.

Ich wäre gerne in so eine Waldorfschule gegangen, das hätte meine Nerven geschont. Ich wurde in eine öffentliche, konventionelle Schule gesteckt, weil man mich dort einfach so hineinsetzte. Ich hatte ärgste Prüfungsangst bei schriftlichen Prüfungen und versagte regelmässig, weil ich aufgrund meiner schlecht funktionierenden Augen nicht in der Lage war, schriftliche Tests zu bewältigen. Ich mogelte mich bis zum Abitur durch, suchte stets nach Wegen, um Prüfungen mündlich abzulegen, damit ich einen halbwegs erträglichen Notendurchschnitt schaffte, und ich konnte sitzen wo ich wollte, auf die Tafel sah ich nie, weil sie immer zu weit weg war. Mein Vater sagte, Kind, du schaffst das schon, auch ein blindes Huhn findet sein Korn.

In der Waldorfschule wäre meine Augenschwäche berücksichtigt worden. Übrigens lernt man dort in Wochenabschnitten und beschäftigt sich intensiv mit einem Thema, bevor man das nächste Thema anschneidet. Man erhält detaillierte Auswertungen bezüglich der Leistungen und Fortschritte, und man kann extern sein Abitur nachmachen. Ich würde sogar sagen, dass eine Waldorfschule gleichwertig sein sollte wie andere Schulmodelle, denn wir befinden uns ja nicht mehr im Mittelalter.

In so eine Waldorfschule wäre ich regelmässig hingegangen, ohne regelmässig zu fehlen. In die herkömmliche Schule ging ich selten, so selten, dass mich einer meiner Lehrer im Gymnasium nicht einmal beim Namen kannte. Mir war es egal, ob mich meine Mitschüler als dumm einstuften, Hauptsache mein Augenproblem blieb so unerkannt, dass ich nicht die Schulbank einer Blindenschule drücken musste, denn dafür war ich nicht bereit.

Nachteile der Waldorfschule

Man mag es kaum glauben, aber es scheint doch auch gewisse Nachteile zu geben, wenn man von Waldorfschulen spricht. So sagen einige Lehrkräfte, die diesem Schulmodell den Rücken gekehrt haben, dass es oft im Unterricht drunter und drüber geht, dass dieses Schulsystem wie eine Art Sekte geführt wird, dass zu viel Wert auf das vegane bis vegetarische Aussteigerleben gelegt wird, dass die meisten Kinder keinerlei Impfungen erhalten, weil man mit strikten Impfgegnern zu kämpfen hat, und dass die Helikopter-Eltern ihre Hände schützend auf ihre Kinder legen, was manche Lehrer als totale Einschränkung empfinden. Bitte, genau hier sieht man, wie sich Individualität lohnen kann, denn man muss Impfgegner genauso zu schätzen lernen wie überfürsorgliche Eltern. Wer dies nicht erträgt, der erträgt auch vieles Andere nicht. Toleranz ist für mich eines der wichtigsten Dinge im Leben, weil ich selbst permanent unter Intoleranz gelitten habe, aber keine Sorge, ich habe es überlebt.

 


Elisabeth Putz

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