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Wie vertrauenswürdig sind Gütesiegel?
Zuerst vertraute der Konsument den grossen Marken, da er sich sicher sein konnte, dass er damit gute Qualität kauft. Zunehmend wurden diese Marken jedoch von Billigprodukten erdrückt, welche genauso viel Qualität versprachen und dem Konsumenten das Gefühl vermittelten, er würde Qualität zum kleinen Preis kaufen. Im Laufe der Zeit schäumten die Medien über, die Eilmeldungen über krebserregende Inhaltsstoffe, zu viel Salz, zu viel Zucker, versteckte Fette, versteckte Aromen und Zusatzstoffe verunsicherten den Verbraucher, sodass er das Vertrauen in jegliche Produkte verlor. Der Handel musste reagieren und liess sich die Gütesiegel einfallen, damit wenigstens ein wenig des Vertrauens zurückgewonnen werden konnte. Heute schauen wir automatisch zuerst auf das Vorhandensein eines Prüfsiegels, sind enttäuscht, wenn wir keines vorfinden, und entscheiden uns in den meisten Fällen für ein geprüftes, vertrauenswürdiges Produkt, selbst wenn der Preis dafür etwas höher ist. Nur bei überteuerten Produkten, besonders im Bereich der Lebensmittel entscheiden wir uns für den niedrigen Preis. In Europa verwenden die Leute im Durchschnitt 11% ihres Einkommens für Lebensmittel, in den USA sind es nur 6% des Einkommens. Da fragt man sich, ob Qualität und Preis noch miteinander verträglich sind, wenn die Leute zwar einen hohen Standard kaufen möchten, jedoch kaum etwas dafür bezahlen wollen. Und so muss man bei den Gütesiegeln Abstriche machen, da die Anforderungen niemals mit den niedrigen Preisen abgedeckt werden können. Jeder kann ein Gütesiegel herstellen und seine Produkte damit zieren. Der Verbraucher hat nahezu keine Chance, im Dschungel der Gütezeichen den Durchblick zu behalten, da es keine festen Richtlinien gibt. Verbände und Institutionen haben sich zusammengetan, um die Verwaltung, den Einsatz und die Überprüfung der einzelnen Siegel besser zu gewährleisten, aber selbst hier gibt es keine einheitlichen Richtlinien. Trotzdem kann man den bekanntesten Gütesiegeln glauben, denn irgendwo muss man ja in die richtige Richtung gehen. Der Panda für Tierschutz, das AMA Gütesiegel für österreichische nachhaltige und biologische Produkte, das MSC Siegel für nachhaltigen Fischfang, das Blaue Flagge Gütesiegel für den Tourismus, Blauer Engel für umweltfreundliche Produkte, Euroblume für Gesundheit und umweltfreundliche Produktion und Dienstleistungen, grüner Strom für umweltfreundlichen Ökostrom, Natureplus für umweltfreundliche Einrichtungsgegenstände, dies sind nur einige wenige der mehr als 1000 Gütesiegel, die im Umlauf sind. Eines der begehrtesten Siegel, besonders für Lebensmittel, ist das Biosiegel. Viele Konsumenten verbinden damit reinste unberührte Natur, Hühner mit einem glücklichen Leben, ungedüngte, naturbelassene Wiesen und Ökoprodukte. Der Begriff Bio ist jedoch nicht so geschützt, dass er weltweit exakte Richtlinien erfüllen muss, und so kann es passieren, dass nicht viel Bio in einer Bioware steckt, der Verbraucher jedoch glaubt, er kauft reinstes Öko. In Europa gibt es seit 2010 verbindliche Richtlinien für das Biosiegel und noch strengere Richtlinien für ein zusätzliches Verbandssiegel. Bio muss in Europa mindestens 95% Öko beinhalten und höchstens 0,9% gentechnisch veränderte Materialien. Dies bedeutet jedoch auch, dass Gentechnik enthalten sein darf und konventionelle industrielle Verarbeitung sowie Chemie in geringer Dosierung eingesetzt werden kann. Natürliche Aromen sind ein Beispiel dafür. Aromen können aus vollkommen unterschiedlichen Lebensmitteln extrahiert und zusammengesetzt werden, sodass ein Erdbeeraroma auch aus Holz und weiteren Stoffen zusammengemischt werden kann. Nur das natürliche Erdbeeraroma aus Erdbeeren ist ein richtiges Erdbeeraroma. Bio-Lebensmittel können durchaus im Treibhaus unter künstlicher Sonne heranreifen, denn nicht immer stammen Obst und Gemüse von naturbelassenen Wiesen. Im Winter liegt bei uns Schnee, wenn wir unsere Biogurken im Supermarkt kaufen. Die konventionelle Düngung fällt weg, da kann man sich bei Bioware sicher sein, aber ansonsten läuft die Massenproduktion für die Supermärkte auch industriell gefertigt übers Laufband ab. Biobaumwolle für wenig Geld wird beispielsweise in einer riesigen Massenproduktion gefertigt, bei der man nie weiss, wieviel Naturbelassenheit tatsächlich dahintersteckt. Wenn diese Biobaumwolle dann eingefärbt wird, enthält sie trotzdem Chemie. Wenn Lebensmittel mit einer grünen Ampel versehen sind, müssen sie gesund sein, die Werbung hierfür darf nicht irreführend wirken, und der Verbraucher darf sich sicher sein, dass sie weder überzuckert, noch zu fetthaltig sind. Die farbliche Markierung von Lebensmitteln, besonders von weiterverarbeiteten Produkten ist eine gute Tdee und hilft uns, gesund und schlank zu bleiben. Biosiegel, Ökosiegel, und die regionalen Qualitätssiegel sind aber nur so viel wert, wie die Hemmschwelle für Korruption es zulässt, denn so ein Siegel kann man schnell irgendwo draufkleben. Erinnern Sie sich noch an den Pferdefleischskandal? Grundsätzlich ist Pferdefleisch gesund, edel und als Delikattesse zu werten, ausser man liebt sein Pferd und gibt ihm einen Namen. Wenn jedoch verstecktes Pferd irgendwo drin ist, welches der Verbraucher nicht erkennt, so ist das Fleisch fehl am Platz. Am Sommerball in Wien stehen die Pferde im Mittelpunkt, und draussen wird der edle Pferdeleberkäse verkauft. Wir müssen wirklich viel schlucken, wenn wir nicht genau prüfen, was drin ist. Und trotzdem nehmen manche Verbraucherschutzzentralen den Mund sehr voll und sagen, es stimmt immer alles, es gibt keine Täuschungen und Skandale.
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