Der kaufschtige Shoppingtyp lebt immer am Limit. Die Kaufsucht ist ein Kaufzwang. Man nennt sie auch Oniomanie. Sie wird nicht als eigenst„ndige Krankheit gefhrt, sondern geh”rt zu den Impulsst”rungen, zu den Zwangsst”rungen, aber zahlreiche Leute leiden zunehmend darunter.
Unser heutiger Lifestyle tr„gt einiges dazu bei, dass viele Menschen kaufschtig werden, ihre St”rung ut verbergen, pleite gehen, oder extrem darunter leiden. Wir vereinsamen vor dem Computer, pflegen unsere Onlinefreunde auf Facebook, haben kaum noch reale Ansprechpartner, k”nnen uns aber per Mausklick jederzeit und berall s„mtliche Dinge kaufen, die unser Herz begehrt. Und so verfallen viele Menschen in einen unaufhaltsamen Kaufrausch, damit sie die Leere in ihrem Leben auffllen.
Auch mangelndes Selbstvertrauen, Minderwertigkeitsgefhle, schlechte Gedanken, Angst und Panikattacken, ein Schicksalsschlag oder tiefergreifende Pers”nlichkeitsst”rungen k”nnen zur Kaufsucht fhren. Man wertet sich mit Shopping auf, g”nnt sich durch den Kauf ein gutes Gefhl und verdr„ngt seine Lebenssituation.
Ungef„hr 1% der Weltbev”lkerung leidet unter einem Kaufzwang, wobei die Leute in den Industrienationen etwas st„rker darunter leiden, weil das Angebot verlockender ist. Junge Leute leiden ”fters darunter als „ltere, aber bei M„nnern und Frauen gibt es keine grossen Abweichungen.
Man gibt berm„ssig viel Geld aus, bis man sich verschuldet. Man bezahlt Rechnungen nicht mehr, kauft online ein, gibt sein Restgeld im Laden aus und ist kurzzeitig glcklich, wenn man einen Kauf get„tigt hat. Wenn man am Kaufen gehindert wird, entstehen richtige seelische und k”rperliche Entzugserscheinungen, welche der Betroffene sprt.
In der psychiatrischen Behandlung unterscheidet man die Kaufsucht vom normalen Kaufverhalten, indem man feststellt, ob der Betroffene aus Besitzgrnden oder aus reiner Lust an der Kaufaktion handelt. Wenn man beispielsweise Kosmetik, Kleidung, Schuhe und Accessoires im šberfluss besitzt, die Preisschilder noch an der Ware kleben, die Produkte nicht einmal ausgepackt werden und zu Hause herumliegen, kann man von Kaufsucht sprechen.
Eine neue Studie legt vier Fragen offen, die belegen, ob man kaufschtig ist oder sich noch im normalen Konsumverhalten bewegt. Wie oft sehen Sie sich Werbung an? Was befindet sich in Ihrer Kosmetiktasche? Wie viel Geld haben Sie letztes Monat fr Kleidung ausgegeben? Warum kaufen Sie ein?
Ich denke, wenn ich mir diese vier Fragen ansehe, k”nnte ich auf die Idee kommen, nicht kaufschtig zu sein. Als ich neulich wieder in meiner Lieblingsboutique war, kaufte ich nichts. Ich kaufe nur etwas, wenn es mir gef„llt oder ich es brauche.
Ich habe letzte Woche nicht viel Geld ausgegeben, jedenfalls nicht berm„ssig viel, und Schulden mache ich aus Prinzip keine. In meiner Kosmetiktasche befinden sich nur wenige Basispflegeprodukte, keine dekorative Kosmetik und nur ein Parfum, da ich naturbewusster leben m”chte und meine Haut atmen will. Werbung sehe ich mir ungern an, da ich sie als Verschwendung ansehe. Nur hin und wieder fasziniert mich ein gut gemachter Werbespot.
Nicht immer lebte ich so nachhaltig und konsumscheu. Als ich mich in einer meiner schwierigen Lebensphasen befand, wurde das Shopping zu meinem Hobby, bis ich innerlich eine Leere sprte, mit den ershoppten Klamotten nicht mehr glcklich war und sie zur Altkleidersammlung brachte. Ein seelisches Tief kann zur Kaufsucht fhren, wenn man sich nicht mit seinem Leben und dessen Problemen besch„ftigt. Viele Leute erkennen ihren Kaufzwang jedoch nicht selber, oder sie verdr„ngen das Gefhl.
Kaufsucht ist ein schleichender Prozess, der harmlos beginnt, sich aber irgendwann bis zur Verzweiflung ausbreitet. Sp„testens wenn man sich Geld von Freunden leiht, sein Konto berzieht und Konsumkredite aufnimmt, nur weil man Sachen kauft, ist man kaufschtig. Wenn echte Freunde genau hinschauen, erkennen sie den Kaufzwang, aber nur wenige Freunde haben den Mut, jemanden darauf anzusprechen und zu helfen.
Die Kaufsucht bek„mpft man mit einer Verhaltenstherapie, wobei in den USA vermehrt Antidepressiva eingesetzt werden, um Glckseffekte in den Betroffenen zu erzielen. Bei uns helfen Selbsthilfegruppen oder die Gruppentherapie. Man muss sich einen wrdigen Ersatz frs Shopping suchen, beispielsweise eine Sportart, Fitnesstraining, ein Hobby, Gartenarbeit, Malen oder Schreiben, oder man trifft sich mit Leuten und geht Kaffee trinken. Gute Gespr„che und soziale Kontakte helfen, ber die Kaufsucht hinweg zu kommen. Man muss seinen Lebensstil und sein Konsumverhalten „ndern.
Am besten ist es, man kauft nur noch das, was man dringend braucht, Basiskosmetik, die man verbraucht, bevor man neue kauft, Klamotten, die man auch anzieht, sodass der Schrank nicht berquillt, und man konzentriert sich auf den Lebensmittel-Einkauf. Man sollte m”glichst bar bezahlen, auf die Kreditkarte verzichten, damit man genau sieht, wieviel Geld man monatlich ausgibt. So bekommt man seinen Kaufzwang in den Griff.
Wenn man den Kaufzwang nicht in den Griff bekommt, drohen Panikanf„lle und chronische Angstzust„nde, der finanzielle Ruin, die Privatinsolvenz, Schuldgefhle, tiefe Depressionen, die bis zu Selbstmordgedanken fhren. Betroffene ziehen sich zurck, damit sie ihre Kaufsucht besser verbergen k”nnen. Sie gehen alleine zum Shoppen, kaufen heimlich und verstecken die Ware zu Hause, unterm Bett, im Keller, im Schrank, oder die Produkte wandern gleich nach dem Shoppingtrip in die Mlltonne. Man kann aber auch eine Sammelwut entwickeln, zum Messie werden, oder gar zum Diebstahl verleitet werden. Damit man niecht so tief f„llt, sollte man sich nicht sch„men und psychologische Hilfe in Anspruch nehmen.
Eine eventuelle Kaufsucht kann man berwinden, oder zumindest kontrollieren, wenn man ein Shopping-Tagebuch schreibt. Man kann damit locker berprfen, ob man kaufschtig ist, wenn man st„ndig shoppt. Man kann damit berprfen, wie achtsam, nachhaltig und umweltbewusst man shoppt, wenn man sich die einzelnen Waren anschaut. Und man kann sein Kaufverhalten „ndern, weniger und dafr qualitativ hochwertiger kaufen. Ich schreibe in mein Shopping Tagebuch alle meine Fehlk„ufe hinein, dann weiss ich, wo bei mir im Hirn die Meise klopft, denn wer so exklusive Fehlk„ufe t„tigt wie ich, der muss einen kleinen Vogel haben. Neulich kaufte ich mir n„mlich eine blaue Haarfeder, mit welcher ich aussehe wie ein Papagei, und dazu kaufte ich mir ein grnes Federkleid, Moos-Schuhe und eine gelbe Tasche. Die Kombi kann ich nie tragen..
Wir leben in einer Welt, in der Konsum und Shopping eine grosse Rolle spielen. Man muss mithalten, Geld ausgeben, die neuesten Klamotten tragen, aber innerlich vereinsamt man und versprt einen Druck, welchem man kaum gewachsen ist. Leute werden nach ihrem Aussehen und nach dem Geldausgeben bewertet, und oft wird man schief angeschaut, wenn man nicht im Urlaub war, sondern nur auf der hauseigenen Terrasse gelegen hat.
Wir shoppen online, Tag und Nacht, wir sehen uns Teleshopping an und bestellen bequem vom Sofa aus, wir sitzen mit dem Smartphone auf einer Parkbank und widmen uns dem Shopping. Spezielle Sendungen wie Shoppingqueen und Dauerwerbesendungen verleiten uns zum Kaufen, weil wir sehen, wie andere Leute mit ihren begehbaren Kleiderschr„nken leben. Hier kann man sich leicht berflssig und minderwertig fhlen, wenn man selbst nur einen normalen Kleiderschrank besitzt. Wir werden durch Werbung und unz„hlige M”glichkeiten zum Kaufen animiert, und wenn es dann eine labile Pers”nlichkeit trifft, k”nnte der Kaufzwang vorprogrammiert sein. Dann besitzt man mehrere Kosmetiktaschen mit prall geflltem Inhalt.