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Leben in der Marktgemeinde Kötschach-Mauthen

Elisabeth in Kötschach MauthenWie lebt und leidet man in Kötschach-Mauthen? Man lebt mehr, und man leidet weniger, vorausgesetzt, man fasst in der Marktgemeinde Fuss, denn man muss sich zuerst etablieren, bevor man leben darf. Aber wenn man sich erst einmal eingelebt hat, residiert man köstlich, denn bei Sissy und Stefanie Sonnleitner diniert man vorzüglich.

Kötschach-Mauthen ist ein Bergsteiger-Dorf, denn man ist hier umgeben von Bergen, die wie Riesen aus dem Tal hervorblitzen, nur der Kirchturm kann bei diesem Anblick noch mithalten, denn den sieht man auch bei Nacht, wenn der Blitz in die Kirchturmuhr einschlägt und es nicht mehr 12 schlägt. Der Polinik, die Mauthner Alm und der Wolayersee sind echte Blickfänge, vorausgesetzt, man besitzt anständige Berg- und Wanderschuhe, um dort hinzukommen, denn es gab bereits Leute, die wanderten in Sandalen, kurzen Hosen und Hawaihemden auf die Berge, erkälteten sich am See und holten sich einen Schnupfen am Gipfel, während sie das Gipfelkreuz am Gailtaler Polinik bekreuzigten.

Sehenswert in Kötschach-Mauthen ist die Aquarena, denn sie wird nur noch vom Mauthner Waldbad getoppt, auch wenn das Mauthner-Badl klein und unscheinbar ist, es beherbergt schöne Körper und pralle Brüste, sobald ich dort oben ohne liege und mir einen verdienten Sonnenbrand direkt am Busen abhole. Bitte, diese Zeiten sind vorbei, denn ich liege aus ästhetischen Gründen nicht mehr oben ohne, ich bin zu dick geworden und besuche meinen Heimatort nur noch, wenn unser Hausdach brennen sollte und es aus dem Kamin raucht.

Übrigens existieren in Kötschach-Mauthen unzählige kleine, direkt von der Aussenwelt abgeschnittene Schleichpfade, die ich einst kennenlernte, als ich den Einsiedelwald mit meiner verkannten Schönheit besiedelte, denn der Wald war mein zweites Wohnzimmer. Durch den Einsiedelwald führt ein Sportpfad, den man nutzen sollte, sonst wird man nämlich so dick wie ich, falls man den Sportpfad meidet. Und wenn man den Einsiedelwald hinter sich gebracht hat, setzt man sich zum Planner, oder ins Cafe San Giusto, oder man kauft sich eine Semmel in der Bäckerei Matitz, beisst hinein und gönnt sich ein Stück Tradition.

Die Pfarrkirche Kötschach überlebte die Granate im 1. Weltkrieg

KircheDie Kirche in Kötschach ist ein edler Juwel, der es wert ist, beschrieben, umgarnt und gepriesen zu werden. Man nennt sie auch Gailtaler Dom, und sie hat einige Hürden überlebt, während sie im Laufe der Jahrhunderte die Geschichte samt all ihren Kriegen überlebte.

Die katholische Pfarrkirche Kötschach, auch Gailtaler Dom genannt, war ursprünglich eine Wallfahrtskirche, gehörte der Kirche in St.Daniel an und wurde 1399 ins Leben gerufen, geweiht und an die damalige Glaubensgemeinschaft weitergegeben. Im Zeitraum von 9 Jahren, von 1518 bis 1527 wurde die Kirche vom Baumeister Bartlmä Firtaler, renoviert, umgebaut und wieder aufgebaut, nachdem sie von der Türkenbelagerung in Mitleidenschaft gezogen wurde. Auf die ehemaligen Grundmauern wurde sozusagen die heutige Pfarrkirche aufgebaut. Sie ist eine Hallenkirche mit einem Kirchenschiff, und wenn man vom Kirchenchor, also vom oberen Kirchengeschoss abwärts blickt, versinkt man im bunten Mosaik-Glas der Kirchenfenster.

Im 1. Weltkrieg half kein Gebet mehr, die Kirche in Kötschach musste so wie viele kulturell geprägte Einrichtungen an eine Bombe glauben, und diese traf die Kirche prompt. Heute noch erinnert eine Granatenhülse, welche im Südwesten an der Kirchwand schlummert, an die schreckliche Zeit des 1. Weltkrieges. Mein Grossvater, der elitäre Johann Putz, Kapellmeister und Geniesser, erlebte den Granateneinschlag hautnah mit, aer er hatte es überlebt, und spätestens nach dem 2. Weltkrieg wusste er, Krieg ist schlimmer als Frieden.

Die Pfarrkirche Kötschach bietet Raum für zahlreiche Gläubige, der Klostergarten bietet Platz für Feste und Feiern, das Serviten Kloster bietet Raum für Veranstaltungen und Vorträge, und im Museum Kötschach Mauthen findet man viele Erinnerungen an den Weltkrieg, denn dort lagern neben Granatenhülsen und Bombenfunden auch Erfahrungen der sogenannten Frau im Krieg, welche es schwer hatte, da der Mann im Krieg an der Front kämpfte oder an der gleichen Front tot umkippte. Übrigens lebten zwei Priester in der Pfarre Kötschach, die unterschiedlicher nicht sein konnten. Pfarrer Matzneller war beliebt wie Honigkuchen, und Pfarrer Scharf war gewöhnungsbedürftig wie Chilischoten, aber beide hüteten sie ihre Schafe, die weissen und die schwarzen.

Kötschach-Mauthen für Individualisten

Nicht für jeden ist Kötschach-Mauthen ideal, nicht für mich, aber vielleicht überwinde ich eines Tages mein Nabeltrauma und lerne das Dorf wieder zu lieben. Kötschach-Mauthen ist eine Marktgemeinde mit Dorfcharakter, denn jeder kennt jeden, und wenn einer verkannt wird, zieht er weg.

Kötschach ist der Ort, der den Mauthnern im Blickfeld schmerzt, aber der schönste Anblick der Mauthner ist eben nur Kötschach. Gleiches gilt umgekehrt für die Kötschacher Leute, die es selten ins Mauthner Dorfleben zieht, denn sie leben gerne dort, wo sie morgens aufwachen und abends zu Bett gehen, nahe der eigenen Hütte.

Kötschach Mauthen war, ist und bleibt mein Canossa, und den Gang dorthin gehe ich nicht ohne meinen Anwalt. Knapp nach meiner Geburt wurde ich in das Dorfleben integriert, als ich schreiend meinen Geburtskanal im Lienzer Krankenhaus verliess und laut schreiend meine Geburtsstadt Lienz verlassen musste. Bitte, als Baby hat man kaum Möglichkeiten, sich durchzusetzen, und so landete ich bis zu meinem 15. Lebensjahr in Kötschach Mauthen.

Als Kleinkind besuchte ich den Kindergarten, der damals in Würmlach stand und nebenan einen soliden Friedhof beherbergte. Also stieg ich ins Gehege, kletterte über die Friedhofsmauer und fühlte mich wenigstens so lange sicher, bis man mich suchte, zurück in den Kindergarten schleppte und vor einen Teller Spinat setzte. Bis heute bevorzuge ich Pudding.

Meine Zeit in der Pflichtschule war durchzogen von einem Hoch, welches einem Tief folgte, dessen Kettenreaktion mir den exotischen Ruf einer Manisch-Depressiven einräumte, himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt, was quasi einem Rufmord gleichkam. Meine Volksschullehrerin verzweifelte an mir, setzte mich im Monatstakt neben einen anderen Sitznachbarn, und als ich die Volksschule verliess, kannte ich die Pausenbrote der gesamten Klassenmannschaft, da jeder einmal neben mir sitzen musste. Bitte, wir haben es überlebt.

Ich war ein extrovertiertes und introvertiertes Kind gleichzeitig, geschwätzig bis verstummend, denn ich konnte mit dem Dorfleben nichts anfangen. Als ich 6 Jahre alt war, wollte ich nach Wien in die Balletschule. Meine Mutter war dagegen und steckte mich in die dorfinterne Vorschule, wo ich leise vor mich hinlitt und vom Tanzen träumte. Ich weigerte mich anfangs sogar, am Unterricht teilzunehmen und rutschte bloss erbosst am Sessel hin und her. Ich dachte, wenn ich den Sessel durchscheuere, komme ich vielleicht schneller weg vom Dorf.

Ist der Ruf erst einmal ruiniert, lebt es sich ungeniert. Und so trat ich bereits mit 13 Jahren quer über den Sommer verteilt den Weg nach Italien an, knutschte mich quer durchs italienische Männervolk hindurch, weil in Kötschach Mauthen wollte mich niemand haben. Mein erster Freund war allerdings einer aus der Zeitung, aber das glaubt mir bis heute niemand. Ich orderte ihn direkt aus dem Rennbahn-Express, er kam per Expressbestellung, sein Name ist bis heute hoffentlich Wolfgang, und als ich zum ersten Mal kurz und bündig mit ihm durch das Kötschacher Dorfleben spazierte, wusste am nächsten Tag jeder, die Putz Elisabeth hat einen Freund. Wo hat sie den bloss her?

Meinen Wolfgang tauschte ich gegen einen LKW-Fahrer ein, und als ich mitten am Dorfplatz seinen elitären LKW bestieg, wusste die gesamte Dorfgemeinschaft am nächsten Tag, die Putz Elisabeth ist mit einem LKW-Fahrer ins Bett, nein in den LKW gestiegen. Als ich den LKW-Fahrer gegen einen Heiratsschwindler, und diesen wiederum gegen einen Deutschen eintauschte, wünschte sich meine Mutter den Wolfgang aus der Zeitung zurück, denn der Deutsche war leider nicht Katholisch, sondern Evangelisch. Bitte, am Dorf steht die richtige Religionszugehörigkeit hoch im Kurs.

Meine Mutter schämte sich für jeden Freund, den ich anschleppte und sagte: Das ist kein Doiger, kein Unsriger, kein Hiesiger. Bitte, das bedeutet, wenn man es vornehm betrachtet, dass der Junge nicht aus Kötschach Mauthen stammt, und somit ist er ungeeignet. Ich besitze, seit ich hören kann, zwei Ohren, und so gingen die Worte meiner Mutter ins Leere, wo sie verschollen, quasi unauffindbar waren. Und als ich das Dorfleben verliess, krähte kein Hahn mehr danach, woher meine Freunde kamen, denn der Hahn kräht nur in Kötschach Mauthen, vorzugsweise bei meinem Onkel am Hof.

Ich war bis zur 6. Klasse der Pflichtschule eine Einser Schülerin, worüber ich mich heute noch wundere, denn lesen lernte ich nie. Als mein Bruder starb, dachte ich, der Dorfhimmel fällt mir auf den Kopf, und gleichzeitig mit meiner symbolischen Trauerwunde im Hirn sanken meine Schulnoten in den Keller. Der Pfarrer mobbte mich, sämtliche Lehrer in der Hauptschule mieden mich, ich litt wie ein verletztes Tier, und meine Freundinnen verflüchtigten sich. Bis heute habe ich nie vergessen, wie schnell man von einer eingeschworenen Dorfgemeinschaft ausgeschlossen wird, wenn ein Familienmitglied plötzlich aus dem Leben scheidet. Mir kam es so vor, als ob ich nicht mehr präsent wäre, und so trauerte ich alleine vor mich hin, und ich sehnte mich nach dem hoffentlich nahendem Ende meiner Pflichtschulzeit und wanderte aus. Ich ging nach Lienz, besuchte dort das Gymnasium, fand neue Freunde, und nach meinem Abitur verliess ich das Land, hoffend darauf, Kötschach Mauthen möge mich nicht eines Tages heimsuchen.

Heute besuche ich gelegentlich meine Familie am Friedhof, wobei mein verstorbener Vater, der Zeit meines Lebens zu mir hielt und eisern an meiner Seite stand, mir immer leise zuflüstert: Kötschach lebt erst am Friedhof so richtig auf. Zu den restlichen, lebend verbliebenen Kötschach Mauthnern habe ich keinen Kontakt, aber ich denke, das ist ideal so, denn sie wären überfordert mit mir. Ich bin und bleibe ein sonderbarer Fall.

Was ist in Kötschach Mauthen wichtig?

Schneemänner in Kötschach MauthenAm Dorf tut sich nicht viel. Hin und wieder stirbt einer weg, und hin und wieder wird einer neu geboren. Das Bestattungsinstitut Mörtl ist hierfür ideal geeignet, denn sterben muss jeder. Das Krankenhaus in Laas ist auch ideal, und das Altersheim in Grafendorf erledigt den Rest. Bitte, die meisten Kötschach Mauthner sind stabil bis rüstig, pflegen ein gesundes, elitäres Dorfleben, und wenn etwas passiert, wird es zum Highlight gemacht. Da spricht das ganze Dorf am nächsten Tag darüber.

Als ich einst einen Schiunfall hatte, weil ich den Waldweg, und nicht die Schipiste wählte, wurde ich, eingerollt in eine Plastikhülle, abtransportiert, und am nächsten Tag sprachen die Leute bereits davon, dass die Putz Elisabeth tot sei. Unkraut vergeht nicht, nur das Schifahren konnte ich an den Nagel hängen, da mein Knie bis auf Weiteres einen Nagel beherbergt.

In Kötschach Mauthen steht ein Sportartikelgeschäft, Sport Putz. Bitte, das muss man besuchen, selbst wenn man sich nur Handschuhe kauft, denn Handschuhe passen immer. Und wenn man in die Dorfmitte spaziert, findet man den Ertl, ein elitäres Gourmet-Kaufhaus, ein Edelgreissler, ein Luxus-Lebensmittelgeschäft, fast so toll wie das Sportartikelgeschäft Sport Putz. Beim Ertl kauft man Schokoladen und Weine, die kennt man im soliden Alltagsleben nicht, aber sie schmecken trotzdem gut. Nur die Milch stammt nach wie vor von der Kuh ab.

Als ich 15 Jahre alt war, wollte ich Faschingsprinzessin werden. Der Sohn vom alten Ertl war Faschingsprinz. Und ich stand täglich vor dem Schaufenster, klebte mit der Nase am Fensterglas und schaute zu, wie der Ertl das Schaufenster dekorierte. Ich winkte ihm zu, aber alles, was ich bekam, war eine Tafel Schokolade, weil man glaubte, ich sei bloss hungrig. Bis heute bin ich der Meinung, ich will keine Schokolade, ich will einen Faschingsprinzen.

 


Elisabeth Putz

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