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Das Telefon früher und heute
Samuel F. B. Morse entwickelte 1837 eine Art Sprachübertragung an Hand von elektrischen Leitungen, den Morsetelegraphen. Aus dem uralten Telefon mit Kurbelinduktor entwickelte sich das Telefon mit Wählscheibe, welches in das Tastentelefon umgewandelt und schliesslich in das Schnurlostelefon mit Basisstation gewandelt wurde. So hat sich auch das Telefonieren gewandelt. Früher sassen die Damen, Fräulein, vom Amt quasi in der Leitung und vermittelten die Telefongespräche. Dies war ein optimaler Platz, um zu flirten, denn die Telefondamen hatten durchwegs eine angenehme Stimme. Heute baut jeder seine Leitung selber auf und nutzt die neueste Technik dafür. In der Schweiz sagt man zum herkömmlichen Begriff des Telefonierens auch: Gib mir ein Telefon. So drückt man aus, dass man angerufen werden möchte. In England sagt man seine Telefonnummer an, wenn man an den Apparat geht, während man bei uns seinen Namen nennt, wobei die richtig dominante Unhöflichkeit darin endet, dass man einfach nur Hallo sagt. Als ich einst bei einem Bankinstitut anrief und mit dem Hallo Wort abgespeist wurde, wusste ich, da werde ich kein Bankkonto eröffnen. Firmen sollten sich bitteschön mit dem Firmennamen melden, das stimmt den potentiellen Kunden freundlicher. Telefonieren ist so wertvoll geworden, dass es in der Kunst, in der Musik und Literatur, beim Film und in der Unterhaltungsindustrie einen derartigen Stellenwert erhalten hat, sodass man ganze Abhandlungen in Wort und Bild präsentiert bekommt. Telefone werden von Comedy-Stars, von Komponisten, von Malern, von Drehbuchautoren, von Künstlern aller Art verwertet. Heute ist der alte Telefonapparat, der sich nicht vom Fleck weg bewegt, reine Nostalgie geworden, aber die Smartphones boomen. Wichtig zu wissen: Das Bildtelefon hat sich bis heute nur schwer durchgesetzt, vor allem aber ist es für Gehörlose wichtig. In den früheren Telefonzellen galt der Satz: Fasse dich kurz! Und heute gilt in den meisten Restaurants ein Smartphone Verbot, denn die Gäste am Nachbartisch fühlen sich durch das ewige Klingeln gestört. In Bus und Bahn darf man nur leise telefonieren, sodass man die Mitmenschen nicht stört. Eines Tages rennen wir alle mit kleinsten Armbanduhren umher, welche als Datenstick und Telefon zugleich dienen. Dann wählt man die Nummern per Sprachauswahl, und wenn man seine Uhr als Arbeitsplatz benutzt, wirft man ein Hologramm an die Wand. Nur die Ziffern von 0 bis 9 werden wahrscheinlich erhalten bleiben und das Telefonsystem weiterhin dominieren. Das Telefon heuteFrüher war es undenkbar, dass man nicht ans Telefon ging, wenn es klngelte. Man liess alles liegen und stehen, sprang aus der Badewanne, rappelte sich vom Klo auf, nur um ans Telefon zu gehen, denn man war so heiss auf die drahtige Kommunikation, dass man niemanden verpassen wollte. Heute lässt man sich kaum noch stören, da das Telefonieren seinen alteingesessenen Wert verloren hat. Wir haben die Kommunikation durch das Internet, durch Facebook und Co ersetzt. Wir schreiben lieber eine Nachricht in unsere sozialen Netzwerke, und schon weiss die halbe Welt, wie unsere werte Befindlichkeit aussieht. Wie und mit wem telefonieren wir heute noch? Der Chef wird vorzugsweise von seinen weiblichen Angestellten in Empfang genommen, denn die Frau will bei ihm punkten, oder wenigstens ihre Arbeitsstelle behalten. Frauen sind berufstechnisch noch etwas vorsichtiger als Männer. Die beste Freundin wird auch in Empfang genommen, denn mit ihr hat man immer jede Menge zu bereden. Beste Freundinnen treffen sich, halten Händchen, erzählen sich Romane, und zu Hause angekommen, klingelt das Telefon, weil sich Freundinnen noch etwas zu erzählen haben. Bei anonymen Anrufen geht man selten bis nie ans Telefon, weil es doch im Endeffekt bloss Werbeanrufe sind, welche Zeit und Nerven rauben. Kein Mensch möchte etwas gewinnen, wenn er dafür vorab ein unnötiges Abo abschliessen will. Ich bin direkt allergisch, wenn ich höre: Frau Putz, Sie haben gewonnen. Bei solchen Anrufern biete ich immer an, mich pro Minute meiner kostbaren Zeit bezahlen zu lassen, denn meine Zeit kostet etwas. Voila, dann bin ich die Werbeanrufe wieder los. Bei Mama geht man immer ans Telefon, denn die Anrufe der eigenen Mutter sind quasi Pflicht und gehören zum Programm. Um mich von der Nabelschnur meiner Mutter zu lösen, rief ich eine Zeit lang nur an meinem Haarewaschtag an. Meine Haare wurden vom vielen Waschen strohtrocken, und so nehme ich Mama wieder allzeit bereit in Empfang, wenn sie klingelt. Wir nehmen heute nicht mehr zu jedem Zweck den Hörer ab, wir selektieren, denn die private Zeit ist uns heilig geworden. Wenn allerdings der eigene Partner am Telefon ist, sollten wir drangehen, sonst benötigen wir eine gute Ausrede, warum wir ihm kein Ohr geschenkt haben, auch wenn man Ohren nur ausleiht. Das mobile TelefonTelefonieren ist mobil geworden. Nicht ohne mein Handy! Das klingt wie ein Hilferuf. Und wenn das Handy nicht mehr in unserer Handtasche liegen würde, nicht mehr in unserem Bett schlafen, uns aufs Klo begleiten und zusammen mit uns beim Frühstück sitzen würde, wären wir wie quengelnde Kleinkinder, denn wir benötigen unser neuestes Smartphone zum Spielen. Mein Handy habe ich schon längst domestiziert, es spricht sogar mit mir. Es sagt mir jeden ankommenden Anrufer beim Namen an, und es ist zuverlässiger als meine eigene Sekretärin. Übrigens bin ich selbst meine Sekretärin, denn mit Mobiltelefon ausgestattet, leite ich nur die Anrufer an mich weiter, die ich mag. Neulich rief das Finanzamt bei mir an und fragte nach meiner ausstehenden Steuererklärung. Wahrlich, wenn die Stadt klein genug ist, geht niemand steuerpflichtig unter. Ich spreche mit meinem Mobiltelefon, wenn ich ein Video aufnehme oder ihm die Termine für morgen diktiere. Ich sage es ja, das Handy ersetzt mir die kostenintensive Sekretärin. Nur eines kann es noch nicht: Die Nägel lackieren, während es mit seiner besten Freundin über die neuesten Klamotten telefoniert, aber das werde ich ihm noch beibringen. Heute klingelt es in fast jeder Hosentasche, auch wenn der Mensch sich gerade auf der Toilette befindet. Man nimmt seinen Gesprächspartner einfach mit aufs Klo und lässt ihn bei jedem Geschäft teilhaben. Wo bleibt hier die Privatsphäre. Ich fühle mich beispielsweise immer empfindlich gestört in meiner Intimsphäre, wenn mich jemand, mit dem ich gerade telefoniere, mit auf seine Kloschüssel nimmt und ich seine Hintergrundgeräusche während des Gespräches live mit anhören muss. Da weiss man sofort, was der Gesprächspartner gegessen hat. Manche Menschen kommen ohne Telefon nicht mehr klar. Das sind diejenigen, die nachts nahe am Smartphone einschlafen und jede Minute eine SMS, eine äusserst wichtige Nachricht, durchs Netz jagen. Wenn Sie zum Beispiel Jugendliche beobachten, fällt Ihnen bestimmt auf, dass die Strassenlaternen in der Öffentlichkeit eine ganz neue Gefahrenquelle darstellen, denn man kann hineinlaufen, während man aufs Display seines Smartphones schaut. Übrigens ist das Telefonieren ohne Freisprechanlage im Auto, am Fahrrad, im Strassenverkehr verboten, und die Strafen dafür werden immer empfindlicher. Mobiltelefone sind wichtig in Notfall Situationen und liegen lässig in der Hand. Handtaschen machen seither gute Musik und man erspart sich im Bus den Walkman, der ohnehin durch den MP3 Player ersetzt wurde. Telefone, die sich schnurlos von der Basisstation entfernen, sind auch brauchbar, denn jetzt kann man am Balkon genauso gut telefonieren, und der Nachbar ist um eine Lauschaktion reicher. Telefonieren per Video, Kamera und ChatEin ausgeprägter Trend geht heute hin zum Telefonieren per Chat und Videokamera. Man will sich sehen, wenn man miteinander spricht. Dieser Prozess hat sich daraus entwickelt, dass wir vorwiegend online leben, das eigene Haus nicht verlassen, sozial jedoch nicht vereinsamen wollen und aus diesem Grund online Kontakte pflegen. Gesund ist dieser Trend nicht gerade, aber er boomt. Das Smartphone ist zu einem guten Freund geworden, auch wenn es unsere Augen schädigt. Besser wäre es, wenn wir reale Freunde treffen und das Haus verlassen würden. Meine Telefon ErfahrungenAls Kind lernte ich den uralten Telefonapparat von seiner besten Seite kennen. Ich war gross genug, um selber wählen zu können. Ich wählte wahllos los. Wenn ich jemanden am Apparat hatte, meinte ich: Entschuldigung, ich habe mich verwählt, aber wenn Sie schon einmal dran sind, frage ich Sie, brauchen Sie zufällig neue Schi? Mein Vater führte damals ein Sportartikelgeschäft, und ich war die Posaune vom Dienst, quasi die Akquisedame. Heute bin ich erwachsen, mein Vater ist verstorben, und ich sehe die unerwünschten Werbeanrufe differenzierter. Die Leute fühlen sich zunehmend gestört, wenn sie unerwünschte Anrufe erhalten, aber Gott sei Dank existiert in unserer geregelten Gesellschaft für jedes noch so kleinste Übel ein Gesetz. Man macht sich heute in gewisser Weise strafbar, wenn man als Firma Privathaushalte unaufgefordert anruft und Angebote, Abos und Werbung unterbreitet. Telefonieren ist so leicht geworden, und trotzdem wird es immer schwieriger, weil der kommerzielle Nepp zunimmt. Als ich im Vertrieb tätig war, Telefonakquise machte, punktete ich mit meiner Stimme, und unter anderem mit meiner weiblichen Figur, denn auch über den Computer lässt es sich bildlich gesehen gut miteinander telefonieren. Meine Frustrationstoleranzgrenze kannte kein Limit, bis mir das Gesetz einen Riegel vorschob, denn Kaltakquise per Telefon ist eine empfindliche Sache geworden. In Österreich greifen die neuen Gesetze für Werbeanrufe schon sehr gut. Und so telefoniere ich nur noch selten, dafür schone ich jedoch meine Stimme. Trotzdem wird das Telefonieren nicht aussterben, es sei denn, die Technik des Beamens schreitet voran, ohne gesundheitliche Schäden zu produzieren.
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